Strompreise: Hohes Preisniveau erwartet

Die Energierohstoffkosten (für Rohöl, Erdgas und Kohle) haben sich weiter verteuert, steigen aber langsamer als zuletzt. Der gesamtstaatliche Einheitspreis für den Stromeinkauf (PUN) lag im Zeitraum vom 01. Oktober bis zum 31. Oktober bei einem Mittelwert bei 218,06 € pro Megawattstunde (MWh). Im Vorjahr kostete eine MWh im selben Zeitraum 43,51 €. Der Preisanstieg beträgt damit 401 Prozent. Der Monatsmittelwert im November (bis 09.11.) lag bei 196,48€/MWh und war um 359 Prozent höher als im Vergleich zum Vorjahr. Ursachen dieser Preisrallye sind hohen Öl- und Gaspreise in Kombination mit den gestiegenen CO2 Preisen und der im Verhältnis noch zu geringen Ausbaukapazität der Erneuerbaren Energien.

So erreichten die Preise für europäisches Erdgas im Oktober historische Höchstwerte und waren damit mehr als viermal so hoch wie noch im Oktober des Vorjahres. Ein Grund: Die europäischen Erdgasspeicher waren infolge des langen und kalten Winters 20/21 stark entleert und konnten aufgrund der gestiegenen Nachfrage nicht vollständig wieder aufgefüllt werden. Zusätzlich ist das Angebot an Erdgas in Europa zurückgegangen. Experten rechnen in den kommenden Monaten zwar mit einer Prieserholung. Dennoch: Die Preise tendieren aller Voraussicht nach höher als in den Jahren vor der COVID-19-Pandemie. Fakt ist: Der Energiemarkt stößt weltweit an seine Grenzen und es bedarf mutiger Entscheidungen mit großen Veränderungen und einem Ausbau der Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie.

UN-Klimakonferenz COP26: Eine Bilanz

Der Berg kreißte – und gebar eine Maus: Trifft dieser Satz aus der „Ars poetica“ des römischen Dichters Horaz auch auf die Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow (COP26) zu? Dort verhandelten seit dem 31. Oktober fast 200 Staaten über die konkrete Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. Am 13. November einigte sich der UN-Gipfel auf den ‚“Klimapakt von Glasgow“. Aber: Die angestrebte Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau kann mit diesen „weichen“ Beschlüssen kaum erreicht werden. Nach den Berechnungen des Wissenschaftsverbundes Climate Action Trackers erreicht die Erwärmung 2,4 Grad, wenn die soliden und mit mittelfristigen Plänen unterlegten Zusagen von Glasgow eingehalten werden. Wenn auch die unverbindlichsten Zusagen erfüllt werden, beträgt die Erwärmung immer noch auf 1,8 Grad. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hatte COP26 daher als „Greenwashing-Festival“ bezeichnet. Ihre Zusammenfassung auf Twitter: „Blah, blah, blah“. Dennoch: Der öffentliche Druck auf die Verhandlungsdelegationen, nachvollziehbare und nachhaltige Resultate zu erzielen, war noch nie so groß wie in Glasgow. Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Beschlüsse:

Kohleausstieg: Die Welt soll aus der Kohleverbrennung aussteigen. Mehr als 190 Staaten, Regionen, Firmen und Institutionen unterzeichneten eine entsprechende Selbstverpflichtung. Diese Forderung wurde im Schlussdokument abgeschwächt. Statt von einem Ausstieg („phase-out“) ist auf Druck der stark von Kohle abhängigen Staaten China und Indien nur von einem schrittweisen Abbau („phase-down“) die Rede. Der „Klimapakt von Glasgow“ enthält zudem die Forderung, „ineffiziente“ Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen.

Klimaschutzpläne: Bis Ende 2022 sollen die Staaten unzureichende Klimaschutzpläne für dieses Jahrzehnt nachgebessern. In der Vergangenheit waren diese Verbesserungen immer in größeren Zeitabständen geplant worden. Die neue Formulierung unterstreicht damit die Dringlichkeit im Klimaschutz. Im „Klimapakt von Glasgow“ wird zudem festgehalten, dass der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss, wenn das 1,5-Grad-Limit erreichbar bleiben soll.

Zahlungen reicher Länder: Die reichen Industrieländer werden aufgefordert, das versprochene Geld für den Klimaschutz und für die Anpassung an den Klimawandel auch wirklich zur Verfügung zu stellen. 2009 hatten diese Staaten zugesagt, bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zu mobilisieren – und dieses Versprechen dann nicht eingehalten. Diese Zahlungen sollen jetzt möglichst rasch nachgeholt werden. Zudem sollen die so genannten Entwicklungsländer mehr Geld für die Anpassung an den Klimawandel erhalten – etwa für den Deichbau oder für eine klimaresistente Landwirtschaft. Konkret sollen die entsprechenden Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von jährlich 20 auf 40 Milliarden US-Dollar. 

USA-China-Pakt: Die USA und China möchten eine gemeinsame Arbeitsgruppe einrichten und den Umbau zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft beschleunigen. Dazu werde man noch in diesem Jahrzehnt ehrgeizigere Klimaschutzmaßnahmen ergreifen. China verursacht 27 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen, der Anteil der USA beträgt elf Prozent.

E-Mobility: Stromer überholen Diesel

In Europa wurden im August erstmals mehr reine Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride zugelassen als traditionelle Diesel-Modelle. Dabei herrscht auf dem europäischen Automarkt nach wie vor Krisenstimmung: Im August wurden in 26 europäischen Ländern nur 713.714 Autos neu zugelassen. Das war ein Rückgang von 18 Prozent gegenüber dem gleichen Monat im Jahr 2020 und ein Rückgang um 33 Prozent gegenüber dem August 2019. Seit 2014 wurden im Monat August noch nie so niedrige Zulassungszahlen verzeichnet. Trotz dieser Absatzkrise steigen die Verkaufszahlen von Elektroautos (BEVs) und Plug-in-Hybride (PHEVs). Ein starker Anstieg der Nachfrage im August führte zu einem Marktanteil von BEVs und PHEVs von 21 Prozent – dem zweithöchsten Marktanteil, der bisher in einem einzelnen Monat verzeichnet wurde. Die 151.737 BEVs und PHEVs, die im August zugelassen wurden, bedeuten einen Anstieg von 61 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der verkauften BEVs und PHEVs seit Januar auf 1,32 Millionen Einheiten. Eine Folge: E-Autos und Plug-in-Hybride haben erstmals Dieselmodelle im Absatzvolumen überholt. Im August 2020 lag das Verkaufsvolumen der E-Fahrzeuge um 158.300 Einheiten unter dem der Dieselfahrzeuge. Im August 2021 wurden dagegen 10.000 mehr E-Fahrzeuge verkauft als Dieselautos. Besonders stark war die Nachfrage nach den Elektroversionen des Fiat 500, Peugeot 208, Hyundai Kona, Opel Corsa und Kia Niro, zusätzlich zu den guten Ergebnissen des VW ID.3 – Europas meistverkauftem Elektroauto (BEV) in diesem Monat.

Lokaler und besser: So funktioniert die dezentrale Energiewende

Freie Fahrt für demokratische Bürgerenergie: Die Energiewende brauche mehr Dezentralität und weniger Netzausbau und werde dadurch demokratischer, billiger und gerechter. Das ist eine Kernaussage der vom deutschen „Bündnis Bürgerenergie“ und der „100 Prozent erneuerbar stiftung“ lancierten Kampagne „Neue Kraft mit der Nachbarschaft – Wir machen die dezentrale Energiewende“. Neue Stromtrassen wie sie derzeit in Deutschland geplant werden, machten die Energiewende demnach nur „unnötig teurer“. Zudem fließe das Geld dann „in Stromtrassen und Offshore-Windparks, an denen sich die Mehrheit der Menschen nicht beteiligen kann.“ Bürgerenergie-Gemeinschaften und Energy Sharing erlaubten dagegen „eine breite Teilhabe, statt Monopole zu fördern“ und ermöglichten ein „demokratisches Energiesystem“. Die Vorteile: Die lokale Wertschöpfung werde „breit verteilt, wenn alle Regionen ihre lokalen erneuerbaren Energiequellen kombinieren und Speicher gemeinsam nutzen“, durch die lokale Optimierung werde der vor Ort erzeugte Strom vermehrt auch vor Ort genutzt und lokale Speicherkapazitäten machten den Netzausbau überflüssig. Ein buntes Booklet mit den wichtigsten Thesen der Kampagne könnt ihr hier herunterladen.

Energiepreise: Maßnahmen der Regierung und Prognosen für 2022

Strom ist heute teuer – und könnte auch in den ersten Monaten des kommenden Jahres teuer bleiben. Mit dem Gesetzesdekret Nr. 130 vom 27. September 2021 („Dringende Maßnahmen zur Eindämmung der Auswirkungen der Preiserhöhungen im Strom- und Gassektor“) hat die Regierung in Rom bereits mehr als drei Milliarden Euro bereitgestellt, um den Anstieg der Strom- und Gaspreise in den Monaten Oktober bis Dezember zu begrenzen. 2,5 Milliarden Euro gibt der Staat demnach für die Streichung der allgemeinen Netzentgelte (Systemkosten) und 500 Millionen für die Ausweitung des Sozialbonus aus. Diese Vorteile gelten natürlich auf für Ötzi-Kunden. Wie geht es jetzt weiter? In ihrem Budgetentwurf für 2022 will die Regierung Draghi offenbar zusätzliche Mittel zur Eindämmung der Energiekosten bereitstellen, denn die Preisralley wird nicht vor Mitte 2022 enden. Die Aufsichtsbehörde ARERA prognostizierte im Rahmen einer Anhörung vor der zuständigen Gesetzgebungskommission im Senat für das Frühjahr 2022 dann auch einen weiteren Anstieg der Energiepreise. Laut ARERA gebe es „eine Tendenz zu einem zusätzlichen Preisanstieg in der unmittelbaren Zukunft“, während mittelfristig eine Preiserholung bei Strom und Gas wahrscheinlich sei. Angesichts der engen Verbindung zwischen den Strom- und Gaspreisen plädierte der italienische Netzbetreiber Terna – ebenfalls im Rahmen einer Anhörung im Senat – für einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien. Nur mit neuen Anlagen zur „grünen“ Stromerzeugung sei es laut Terna möglich, konventionelle Gaskraftwerke zu ersetzen und die Abhängigkeit von teuren Gasimporten zu verringern. Daher forderte Terna ein Investitionsprogramm zum Bau von Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energie, die Errichtung von neuen Energiespeichern, einen Netzausbau sowie eine Vereinfachung der entsprechenden Genehmigungsverfahren.

Eine unendliche Rally? Zur Entwicklung der Strompreise

Strom wird immer teuer. Der nationale Einheitspreis für den Stromeinkauf (PUN) erreichte im Monat Juli einen Mittelwert von 102,66 Euro pro Megawattstunde. 2020 kostete die gleiche Menge Strom – aufgrund der COVID-19-Pandemie – noch 38,01 Euro. Die Preissteigerung beträgt also 170 Prozent und ist übrigens auch auf den Klimaschutz zurückzuführen. So führten die Verteuerung von Zertifikaten im europäischen Emissionshandel und die Abschaltung von Kraftwerksanlagen aufgrund der hohen CO2-Preise ebenso zum Anstieg des Strompreises wie geringe Lagerbestände bei Öl- und Gaslieferanten, geplante Abschaltungen von Atom- und Kohlekraftwerken in Deutschland sowie ein erhöhter Stromverbrauch durch die Neuzulassung von Elektro-Autos und den Einbau von Wärmepumpen in Privathäusern.

Um die für den Monat Oktober erwarteten hohen Rechnungsbeträge (+40 Prozent für Strom) abzufedern, prüft die italienische Regierung Maßnahmen, um die Erhöhungen auszugleichen: Die Handlungsoptionen reichen von einer Mehrwertsteuersenkung (vier statt der derzeitigen zehn Prozent) bis zur Senkung der Systemgebühren. Angesichts dieser Preisentwicklung – die Ötzi Strom ebenso betrifft wie alle anderen Stromlieferanten – könnte sich die Errichtung von Anlagen zur Stromgewinnung (Photovoltaik) im eigenen Wohnhaus oder im Kondominium durchaus lohnen. Wenn ihr diesbezüglich Fragen habt, kontaktiert uns. Wir helfen euch gerne.

Update Klimaplan Südtirol

Die Südtiroler Landesregierung hat ein Update des Klimaplans Südtirol vorgelegt. „Es ist nun höchst an der Zeit aus den übergeordneten Zielen konkrete Maßnahmen abzuleiten und mit definierten Orten zu verknüpfen. Ein Schlüssel dazu liegt im Umbau unseres Energiesystems, auf das immer noch 75 Prozent der europäischen Treibhausgasemissionen entfallen. Das Land will deshalb den Klimaplan von 2011 auf den neuesten Stand bringen und damit Grundlagen schaffen, um den Einfluss unseres Energiekreislaufes auf das Klima zu vermindern“, schreibt Energielandesrat Giuliano Vettorato dazu in seinem Vorwort.

Die 2011 vorgegebenen Klimaziele bleiben allerdings unverändert bestehen. Neu sind die vorgeschlagenen Ziele in unterschiedlichen Handlungsbereichen. So will das Land im Bereich Energieeffizienz bis 2030 den Verbrauch fossiler Energie für die Wärmeproduktion in Wohngebäuden um 15 Prozent und den fossilen Treibstoffverbrauch im Verkehrssektor 25 Prozent senken. Bestehende Wasserkraftwerke und Fernheizwerke sollen optimiert und bestehende Wärmenetze verdichtet, die installierte Leistung bei Photovoltaikanlagen bis 2030 landesweit auf 400 MW ausgebaut werden. Dieses Update ist eine Diskussionsgrundlage – und auch Ötzi Strom wird sich in den kommenden Monaten an der Klimadebatte in Südtirol beteiligen. Den Entwurf des Klimaplans könnt ihr hier lesen oder auch herunterladen. Wenn ihr euch an der Diskussion beteiligen wollt oder Anregungen habt, meldet euch bei uns!

Freier Markt vs. Geschützter Markt

Seit dem 1. Juli 2007 ist der Energiemarkt in Italien liberalisiert. Das bedeutet, dass alle Kunden frei entscheiden können, von welchem Lieferanten und zu welchen Bedingungen sie den Strom einkaufen wollen. Seitdem ist der Strommarkt in zwei große Bereiche aufgeteilt: Im geschützten Grundversorgungsdienst (für Haushaltskunden und kleine Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten und einem Jahresumsatz unter 10 Millionen Euro) legt die Aufsichtsbehörde ARERA die Lieferungsbedingungen – und damit auch den Strompreis – verbindlich fest. Diese Kunden beziehen ihren Strom vom so genannten Acquirente Unico, der die elektrische Energie für den geschützten Grundversorgungsdienst auf dem nationalen und internationalen Strommarkt einkauft. Die lokalen oder regionalen Verteilerbetreibe leiten diese Energie durch ihre Netze zu den Kunden und stellen die Stromrechnungen aus. Auf dem freien Markt kaufen Kunden Strom ein, die ihren Stromhändler selbst ausgewählt haben. In diesem Fall werden die Lieferungsbedingungen von den Vertragsparteien vereinbart.

 

Am 1. Januar hat in Italien der Übergang vom geschützten Grundversorgungsdienst zum freien Markt begonnen. Kleine Unternehmen wurden aufgefordert, sich nach einer sechsmonatigen Übergangszeit bis zum 30. Juni 2021 für einen Stromversorger auf dem freien Markt entscheiden. Wenn diese Entscheidung nicht getroffen wurde, werden diese Betriebe automatisch einem regionalen Verteilerbetrieb zugeteilt. Für Privathaushalte und Kleinstunternehmer endet der geschützte Grundversorgungsdienst am 31. Dezember 2023.

SAVE THE DATE: EU Sustainable Energy Week (25. – 29. Oktober)

Die EU Sustainable Energy Week findet in diesem Jahr vom 25. bis 29. Oktober statt und steht unter dem Motto „Towards 2030: Reshaping the European Energy System“. Im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltungsreihe vollständig digitalisiert und kann auch in diesem Jahr online besucht werden. Die EU Sustainable Energy Week (EUSEW) umfasst eine dreitägige digitale Konferenz, die Verleihung der EUSEW-Preise, den zweiten Europäischen Jugend-Energietag sowie Videokonferenzen, virtuelle Infostände und andere Netzwerkaktivitäten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Zugang zu einem Online-Rahmenprogramm und zu den Sustainable Energy Days, die europaweit stattfinden. Link: EU Sustainable Energy Week

Weltklimarat: Warnruf der Wissenschaft

Die Zeit läuft uns davon: Im August hat der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) den ersten Band des sechsten IPCC-Sachstandsberichts (AR6) zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels veröffentlicht. An diesem wegweisenden Papier haben 740 Fachleute aus 90 Ländern mehrere Jahre lang gearbeitet.

 

Der IPCC-Bericht belegt eindeutig, dass der Mensch das Weltklima in einen Zustand versetzt hat, wie er in der Geschichte der Menschheit noch nie aufgetreten ist. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist sogar so hoch wie schon seit zwei Millionen Jahren nicht mehr. Hervorgehoben wird auch die beispiellose Geschwindigkeit, mit denen diese Veränderungen voranschreiten. So gab es in den letzten 2000 Jahren keine so schnellen globalen Temperaturerhöhungen wie aktuell und die Konzentration der Treibhausgase CO2 und Methan steigt seit 1850 schneller an als jemals zuvor in den vergangenen 800 000 Jahren.

 

Schon bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad werden ungewöhnliche Hitzewellen sowie Starkregenereignisse und Überschwemmungen in Europa und vielen weiteren Regionen der Welt deutlich häufiger auftreten als in der Vergangenheit. Außerdem können bei einer noch stärkeren globaler Erwärmung katastrophale Ereignisse mit unabsehbaren Folgen nicht ausgeschlossen werden. Hierzu zählen starke Änderungen in der räumlichen Verteilung von Niederschlagsmustern sowie der Zusammenbruch der großen Eisschilde der Arktis und Antarktis, was einen weltweiten Meeresspiegelanstieg um mehrere Meter verursachen würde.

 

Um die Pariser Klimaziele noch erreichen zu können, müssen laut IPCC die weltweiten Treibhausgasemissionen ab den 2020er Jahren sinken und das bedeutet: ab sofort. Im Jahr 2050 müssen die globalen CO2-Emissionen sogar Null erreichen. Hierfür sind weltweit ambitionierte Emissionsminderungen notwendig. Gleichzeitig geht der IPCC davon aus, dass zusätzlich zu diesen Minderungen CO2 spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts aus der Atmosphäre entfernt werden muss, um die Klimaziele zu erreichen.

 

Seit seiner Gründung hat der Weltklimarat fünf Sachstandsberichte (Assessment Reports) veröffentlicht. Die übrigen zwei Bände des Sechsten Sachstandsberichts (AR6) erscheinen im Februar und März 2022. Sie informieren über den weltweiten Kenntnisstand zu Risiken und Folgen des Klimawandels für Menschen und Ökosysteme, die Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel und über Optionen zu dessen Minderung.

 

Der Weltklimarat wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatlicher Ausschuss gegründet. In seinem Auftrag tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand zum Klimawandel zusammen. Der IPCC liefert Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen der Politik, ohne jedoch politische Handlungsempfehlungen zu geben.

 

Die Ausgewogenheit, Verlässlichkeit und Vollständigkeit der Berichte wird durch detaillierte Verfahrensregeln mit einem mehrstufigen Begutachtungsverfahren und weltweite Expertenbeteiligung gewährleistet. Regierungsvertreterinnen und Regierungsvertreter der derzeit 195 Mitgliedsstaaten von UNEP oder WMO können die Entwürfe der IPCC-Berichte vor deren Veröffentlichung kommentieren und stimmen den Berichten formell zu.