STROMBÖRSE: so entsteht der Strompreis

Die Menge des einzuspeisenden Stroms wird im europäischen Großhandel auf der Strombörse einen Tag im Voraus festgelegt. Die Kraftwerksbetreiber legen in einem Auktionsverfahren aufgrund dieser Daten Preisangebote und Liefermengen für bestimmte Zeiträume vor. Die Einsatzreihenfolge wird dann vom billigsten Kraftwerk aufsteigend bis zum teuersten Angebot des letzten zur Bedarfsdeckung noch notwendigen Kraftwerks ermittelt.

Dieses so genannte „Merit-Order“-System orientiert sich an den niedrigsten Grenzkosten, die bei einem Kraftwerk für die letzte produzierte Megawattstunde anfallen. Kraftwerke, die die niedrigsten Stromgestehungskosten aufweisen, führen diese Einsatzreihenfolge an und werden daher als erste zur Einspeisung in das Netz zugeschaltet. Das sind zum Beispiel Windparks, Wasserkraftwerke und Solaranlagen. Darauf folgen Kraftwerke mit höheren Grenzkosten – wie etwa Kohle- oder Gaskraftwerke – bis die prognostizierte Tagesnachfrage gedeckt ist. Die teuersten Kraftwerke können ihren Strom also nur dann verkaufen, wenn die Nachfrage das Angebot der billigeren Marktteilnehmer übersteigt. Umgekehrt gilt: Wenn Wasserkraftwerke oder Windräder den Strombedarf vollständig decken, verdrängen sie teurere Anbieter vom Markt.

Je größer der Anteil erneuerbarer (und damit billiger) Energie ist, desto niedriger ist der Preis. An den Strombörsen ist der Market-Clearing-Price (MCP) oder Markträumungspreis immer das letzte Angebot, das einen Zuschlag erhält. Dies ist das Problem für Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Kraftwerk mit den teuersten Grenzkosten (Grenzkraftwerk), das ganz hinten in der Einsatzreihenfolge steht, definiert damit den Börsenpreis für alle anderen eingesetzten Kraftwerke. Nutzt das letzte Kraftwerk in der Merit-Order-Rangliste fossiles Importgas, führt das bei hohen Gaspreisen automatisch zu einem höheren Großhandelspreis für Strom. Das bedeutet: Alle Stromerzeuger erhalten diesen Marktpreis, der an die Kundinnen und Kunden weitergegeben wird, auch wenn deren Angebote eigentlich viel billiger waren.

Unsere Mitglieder sind unsere Energie: Alexander Nitz vom Haus der Solidarität

Alexander Nitz ist Gründungsmitglied des HDS, Haus der Solidarität, in Brixen. Im Interview mit Ötzi Strom spricht er über das Gemeinschaftshaus, seine Sicht auf die Welt, Nachhaltigkeit und Solidarität sowie seine Erwartungen an Ötzi Strom. 

Das Haus der Solidarität gibt „Menschen ein Heim, die anderswo keinen Platz finden“ – können Sie uns mehr darüber erzählen?

Seit 2002 „überbrückt“ das HdS jährlich 100 Menschen in Not. Senioren, Kinder und Jugendliche aus schwierigen Familiensituationen, straffällige und haftentlassene Erwachsene, obdachlose und arbeitslose Menschen, psychisch Kranke, Suchtkranke, ausländische MitbürgerInnen, Flüchtlinge und AsylbewerberInnen, aber auch StudentInnen und Menschen, die sich für andere einsetzen, finden im HdS Hilfe und eine Bleibe. Das HdS beherbergt außerdem ökosoziale Organisationen. Die laufenden Kosten für die vielfältige Arbeit des HdS wurden bisher ohne öffentliche Beiträge abgedeckt. Das Haus finanziert sich lediglich durch Mieteinnahmen, durch eigene Aktivitäten und Spenden.

Wie sieht die Welt für Sie aus sozio-ökonomischer und umwelt-technischer Sicht im Jahr 2050 aus?

Sehr fragil. Wir sind an einen Punkt angelangt, wo es eine nie dagewesene Transformation braucht, wenn wir als Menschheit eine Zukunft haben wollen. Leider stelle ich fest, dass wir alle das wissen und auch nicht mehr leugnen, dass aber praktisch nichts geschieht. Jeder Tag, jede Stunde wäre kostbar, endlich zu handeln und unseren Kurs um 180 Grad zu verändern. Stattdessen verlieren wir uns im Klein-Klein der täglichen Probleme.

Dabei kann ich mir sehr wohl eine Welt, eine bessere Welt vorstellen, in der wir weniger konsumieren, dafür mehr „sind“. Es ist eine Welt, in der wir uns global austauschen, aber fast nur noch lokal kaufen, reisen, leben, in der uns die Technologie hilft, eine gerechte und saubere Welt zu schaffen, nicht das Gegenteil, in der die Politik Menschen-, Tier- und Pflanzenrechte und das damit verbundene Gemeinwohl im Blick hat und nicht Partikularinteressen, in der wir arbeiten, weil es uns gefällt, und genügend Zeit haben, für das, was uns wirklich, wirklich gefällt, anstatt im Hamsterrad zu enden… 

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit und wie spiegelt sich dies in Ihrem privaten bzw. beruflichen  Alltag?

Leider ist der Begriff inzwischen sehr verbraucht und missbraucht. Insgesamt frage ich mich inzwischen in allem, was ich tue, ob es gut ist für mich, die anderen, die Welt und nachkommende Generationen. Ich kaufe nur das, was ich wirklich brauche, wann immer es geht second-hand und lokal. Ich reise nicht mehr mit Flugzeug, und wenn irgendwie möglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Zur Arbeit gehe ich zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffis. Den Ausstoß des Autos kompensiere ich jährlich. Ich kaufe in den Geschäften meines Heimatdorfes und über eine GAS-Gruppe. Das Gemüse stammt vom Garten, Obst kaufe ich saisonal, wenn geht biologisch. Ich unterstütze AktivistInnen und helfe im Rahmen meiner sehr begrenzten Möglichkeiten beim Zukunftspakt mit.  Mein Geld habe ich bei Ethical Banking und Oikocredit angelegt. Und und und.

Ich finde es als motivierende Herausforderung zu schauen, was noch geht. Auch in der Arbeit sieht es nicht anders aus: Wir sind Mitglied beim Banco Alimentare und helfen damit, das Wegwerfen von Lebensmitteln zu vermeiden. Wir kaufen lokal ein, wenn es irgendwie geht. Wir versuchen Wasser und Strom zu sparen. Demnächst bringen wir eine Fotovoltaik-Anlage an. Teile unseres Geldes sind ethisch angelegt. Wir sind in der Stadt möglichst zu Fuß und mit Rad unterwegs, ansonsten mit den Öffis (drei von uns fünf im Team fahren überhaupt nicht Auto). Wir haben gemeinsam mit der OEW das REX, ein Zentrum von gut Erhaltenem, was ansonsten weggeworfen würde, ins Leben gerufen. Wir haben eine Whatsapp-Plattform, in der Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, aber noch gut sind, an Bedürftige weitergegeben werden. Und und und. Aber all das reicht bei weitem nicht aus, wenn nicht die Politik ganz massiv hilft.

Warum haben Sie sich für Ötzi Strom entschieden? Welches war der ausschlaggebende Punkt?

Weil wir in allen Lebensbereichen, und so auch beim Strom, eine möglichst nachhaltige Lösung suchen müssen. Sowohl als Haus der Solidarität als auch privat. Natürlich muss ich sowohl beruflich als auch privat (in einer Familie mit fünf Kindern und einem Angestellten-Gehalt) stets auf die Geldtasche schauen. Aber das Angebot von Ötzi ist auch hier gut.

Was erwarten Sie sich von Ötzi Strom in den nächsten 5 Jahren?

Dass es den eingeschlagenen Weg der Nachhaltigkeit mit Nachdruck fortsetzt auch sonst Impulse im Sinne einer großen Transformation setzt, transparent bleibt, nicht auf quantitatives, sondern auf qualitatives Wachstum setzt und auf der politischen Ebene eine positive Kraft wird, nicht eine – und hier ist der Energiesektor wohl besonders anfällig – zu einer, die nur die Rendite im Blick hat.

Lektüre: „Weg, nur Weg“ – HDS

Biomethan: Ausgebremst

Ein „grüner“ Ersatz für fossiles Erdgas. In Italien sind zwar 50 neue Anlagen zur Produktion von Biogas aus Rest- und Abfallstoffen geplant. Deren Inbetriebnahme könnte sich trotz des Ukraine-Kriegs und der damit verknüpften Gaskrise allerdings um mehrere Jahre verzögern. Der Grund: Eine Aussetzung des Fördersystems hat Bankkredite in der Höhe von mehr als einer Milliarde Euro blockiert – und die Businesspläne der Betreiber zu wertlosem Papier werden lassen.

Der Hintergrund: Ein Dekret aus dem Jahr 2018 fördert die Entwicklung von Anlagen, die Bio-Methan durch die Zersetzung organischer Materialien erzeugen. Ziel war die Erzeugung von bis zu einer Milliarde Kubikmeter pro Jahr. Inhaber von Anlagen, die bis Ende 2022 in Betrieb gehen, haben daher einen Preisvorteil: Der in Italien für die Förderung erneuerbarer Energien zuständige GSE stellt diesen Betreibern für das am Markt bereits verkaufte Biomethan ein Zertifikat aus, dessen ökonomischer Wert sich auf die Menge der jeweils produzierten Kubikmeter bezieht. Dieser Förderungs-Mechanismus schützt die Betreiber der energieintensiven Anlagen vor dem Anstieg der Energiekosten. Die langen Genehmigungsverfahren haben das Dekret von 2018 allerdings ausgebremst: Bis Ende 2021 wurden Anlagen in Betrieb genommen, die 150 Millionen Kubikmeter pro Jahr produzieren – also deutlich weniger als das ursprünglich angepeilte Ziel. Daher wurde zuerst eine Ausweitung des Förderungssystems bis Juni 2026 in Aussicht gestellt. Im Herbst 2021 wurde die Förderung aufgrund der Umsetzung der RED-II-Richtlinie der EU dann  – für Anlagen, die nach dem 31. Dezember 2022 die Produktion aufnehmen – ganz gestrichen. Und in neuer Förderungsmechanismus liegt bis heute – aller Ankündigungen zum Trotz – noch nicht vor.

Unsere Mitglieder sind unsere Energie: Michael Steinwandter von 1k HOPES

1k HOPES  – www.1khopes.org –  ist ein Projekt des Südtiroler Biologen, Wanderführers, Umweltaktivisten und Bloggers Michael Steinwandter. Gemeinsam mit seiner Familie strebt er ein nachhaltiges Leben an und will andere in der Region und der Welt dazu inspirieren.

Im Interview mit Ötzi Strom spricht Michael Steinwandter über Nachhaltigkeit im Alltag, aktiven Umweltschutz und Perspektiven für einen ökologischen und ökonomischen Wandel.

Ötzi Strom: Was bedeutet für dich Nachhaltigkeit und wie zeigt sich diese in deinem Alltag?

Michael Steinwandter: Nachhaltigkeit ist für mich die Art und Weise, so zu leben und zu arbeiten, dass man jetzt und der Zukunft fair gegenüber der Natur, den Mitmenschen und dem Klima ist. Im Alltag versuche ich mit meiner Familie so viel wie möglich davon umzusetzen, was natürlich nicht immer einfach und möglich ist. Zum Beispiel verzichten wir auf das Auto, soweit es geht, und gehen zu Fuß oder nehmen das Fahrrad. Unseren Wohnort am Ritten haben wir genau deshalb ausgewählt, da wir von dort aus die meisten Strecken mit der Seilbahn, dem Rittner Bahnl und zu Fuß zurücklegen können. Weiters kaufen wir die meisten Produkte in Bio-Qualität, bevorzugen lokale und regionale Produkte, kochen vegetarisch und oft vegan, und versuchen unseren Verbrauch an Verpackungen zu reduzieren. Viele technische Gegenstände kaufen wir gebraucht und upcyclen ständig Dinge vom Recyclinghof. Wir haben das Glück in einer modernen Wohnung zu wohnen, wo die Wärme und das Warmwasser mit Strom produziert wird. Wir beziehen 100% Ökostrom durch Ötzi Strom, und produzieren einen kleinen Teil zusätzlich durch unsere 400W PV-Anlage am Balkon.

Ötzi Strom: Warum hast du dich für Ötzi Strom entschieden?

Michael Steinwandter: Ich war mit meinen früheren Stromanbietern unzufrieden, da ich zwar anscheinend Öko-Strom bezog, dieser in der Strommix-Tabelle aber nur ein Drittel ausmachte, und sogar mit jedem Jahr zurückging, während fossile und nukleare Energiequellen zunahmen! Als neugieriger und kritischer Mensch habe ich nachgefragt und wurde stets mit vagen Erklärungen abgewimmelt. Das Ganze klang also stark nach „Greenwashing“. Bei Ötzi Strom fühle ich mich seit dem ersten Tag „dazugehörig“, die Infos per Newsletter und den Sozialen Medien sind für mich immer sehr informativ. Als Kunde fühlt sich die Philosophie hinter Ötzi Strom eben sehr authentisch und transparent an. Und natürlich war mir auch wichtig, dass mein Strom zu 100% aus regionalen erneuerbaren Quellen kommt, und da bin ich bei Ötzi Strom genau richtig

Ötzi Strom: Wie wird die Welt für dich aus sozio-ökonomischer und umwelt-technischer Sicht im Jahr 2050 aussehen?

Michael Steinwandter: 2050 und auch 2030 markieren für unsere Zivilisation sehr wichtige Meilensteine, denn bis 2050 sollten wir klimaneutral sein, um eine Klimakatastrophe bestmöglich abzuwenden. Auch wenn diese Meilensteine noch weit weg erscheinen, haben wir es versäumt, viel früher zu agieren und somit einen sanften Anpassungsprozess verschlafen. Nun „muss“ der Wandel schnell kommen, denn unser Klimasystem ist sehr träge: Auch wenn wir ab morgen klimaneutral wären, würden die Erderwärmung und die daraus folgenden Wetterextreme noch 20 bis 30 Jahre nachwirken. Ich habe die Hoffnung, dass es – aus welchen Grund auch immer – in den Köpfen der Menschen, vor allem der Entscheidungsträger:innen, endlich „klick“ macht, und sie die Weichen für einen Wandel stellen. Diesen „Klick“ muss es auch noch hinsichtlich der Anerkennung der Leistungen machen, welche die Natur für uns tagtäglich bereitstellt. Und vermutlich könnte uns noch ein gewaltiger technischer Fortschritt aus der Patsche helfen. Aber, auch wenn ich technisch sehr interessiert bin, würde ich mich darauf nicht verlassen. Wenn wir es also schaffen würden, einen sozio-ökologischen Wandel in Gesellschaft, Natur und Technik zu erreichen, dann sehe ich für 2050 eine Welt, wo es sehr vielen gut geht und nicht nur einzelnen. Gewünscht ist eine Welt, in der Gesellschaft, Wirtschaft und Natur miteinander und nebeneinander friedlich existieren und voneinander profitieren können. Wenn wir es nicht schaffen, wird es in 2050 – so meine Befürchtung – nicht sehr freundlich aussehen.

Ötzi Strom: Du bist ja auch Vater – was für eine Welt/Umwelt wünschst du dir für deine Kinder?

Michael Steinwandter: Wenn man heute Zeitungen und Nachrichtendienste liest, könnte man glauben, die Welt steht kurz vor dem Untergang. Es ist mir aber auch bewusst, dass einige Medien dieses Bild oft gezielt hervorheben, da es mehr Emotionen auslöst als positive News. Deshalb konzentriere ich mich vorwiegend auf „Good News“ und dabei zeigt sich, dass nicht alle Menschen böse und zerstörerisch sind, und gierig und egoistisch agieren. Das faire und sozio-ökologische Weltbild für 2050, das ich vorher erwähnt habe, ist also durchaus möglich und wird von vielen kreativen und mutigen Köpfen vorangetrieben. In unserer großen Welt gibt es also viel Empathie, Mitgefühl und den Willen mit der Natur und nicht gegen sie zu leben. Genau diese Welt wünsche ich mir für meine Kinder und auch für alle Menschen. Eine Welt, wo alle fair miteinander leben, sich respektieren, und wo wir uns als Teil der Natur, als Quelle des Lebens sehen und verstehen, nicht als ihr Bezwinger. Das klingt natürlich romantisch und utopisch, aber so sind wir Umweltaktivisten halt: Wir geben die Hoffnung niemals auf und engagieren uns dafür, diesem Weltbild näher zu kommen, wenn auch in sehr kleinen Schritten.

Ötzi Strom: Was erwartest du dir von Ötzi Strom in den nächsten fünf Jahren?

Michael Steinwandter: Ötzi Strom wirkt für mich nicht wie ein klassischer Stromanbieter, sondern wie eine progressive Gemeinschaft, die, neben der Verbreitung von Öko-Strom, ihre Mitglieder für den sozio-ökologischen Wandel begeistern will. Ötzi Strom spricht kontinuierlich spannende Themen an, wie Energiegenossenschaften, Balkonkraftwerke oder E-Mobilität. Deshalb ist es für mich schwer zu sagen, was ich von Ötzi Strom erwarte, da ich schon jetzt ständig überrascht werde. In den nächsten fünf Jahren wünsche ich mir, dass Ötzi Strom weiter wächst und die Energiewende in Südtirol vorantreibt. Zudem sollte Ötzi Strom verstärkt die Industrie und die Wirtschaft versorgen, da diese oft noch „schmutzigen Strom“ beziehen.

Ötzi Strom: Mit 1k HOPES hast du deine eigene Umweltschutzorganisation gegründet. Erzähl uns bitte mehr darüber.

Michael Steinwandter: Die Idee hinter 1k HOPES ist, meinen persönlichen Aktionsradius außerhalb meiner Familie zu vergrößern. Ich habe das Projekt Ende 2020 vorwiegend aus einem gewissen Frust gegründet, da ich überall viel Diskussion, aber auch viel Untätigkeit sah. 1k HOPES nimmt, unter anderem, die selbstlose Philosophie von Ecosia, der grünen Internetsuchmaschine, als Vorbild, und treibt Aktionen in Form von „1000 Hoffnungsschimmern“ voran, die den sozio-ökologischen Wandel unterstützen sollen. Zum Beispiel pflanzen wir Bäume und stellen Vogelnistkästen auf, spenden für Klimaschutz- und Umweltprojekte und nehmen an Klimastreiks teil oder sammeln Kleiderspenden. Neue Aktionen kommen ständig dazu! Zurzeit bin ich mit 1k HOPES aktiv bei ClimateAction.BZ beteiligt und somit Teil der jungen und motivierten Südtiroler Klimaschutzbewegung.

Erneuerbare Energien: Der europäische Vergleich

Der in Italien für die Förderung erneuerbarer Energieträger zuständige GSE (Gestore Servizi Energetici) hat die Position erneuerbarer Energieträger wie Wind, Sonne, Biomasse oder Wasser im Energiemix der EU und Energiemix mehrerer großer EU-Mitgliedsstaaten im Jahr 2020 untersucht. 

Demnach deckte Italien 20,4 % seines gesamten Energieverbrauchs mit erneuerbaren Energieträgern ab, der Anteil von fossilem Gas lag 2020 bei 40 %, der Anteil der Erdölprodukte bei 33 %. In den 27 EU-Staaten betrug der Anteil der Erneuerbaren vor zwei Jahren 22,1 % in Spanien 21,2 %, in Deutschland 19,3 % und in Frankreich 19,1 %. Beim Strom lieferten die Erneuerbaren in Italien 38,1 % der konsumierten Energie (EU 27: 37,5 %, Deutschland 44,7 %, Spanien 42,9 %, Frankreich 24,8 %), beim Wärmeverbrauch waren es in Italien 19,9 %, (EU-27 23,1 %. Deutschland 14,8 %, Spanien 18 %, Frankreich 23,4 %). 

Besonders niedrig war der Einsatz erneuerbarer Energie im Transportwesen. Dort betrug deren Anteil EU-weit 10,2 %, in Italien 10,7 %, in Deutschland 9,9 %, in Spanien 9,5 % und in Frankreich 9,2 %. Interessant: Beim italienischen Stromverbrauch ist der Anteil erneuerbarer Energieträger in den vergangenen Jahren nur in einem bescheidenen Ausmaß gewachsen – von 34 % (2016) auf 38,1 % (2020). 

Übrigens: 2020 deckte Österreich 78 % seines Stromverbrauchs mit erneuerbarer Energie ab und nahm damit im EU-Vergleich – vor Schweden (74 %), Dänemark (65 %) und Portugal (58 %) – den Spitzenplatz ein. 

Diese Zahlen zeigen auch: Es gibt noch viel zu tun. 2030 müsste Italien auf der Grundlage des Nationalen Plans für Klima und Energie (PNIEC) 30 Prozent seines gesamten Energieverbrauchs mit Erneuerbaren abdecken – immerhin 10 % mehr als 2020!

Eine Energiewende? Flüssiggas wird zum Exportschlager

US-Amerikanisches Fracking-Gas ist plötzlich zu einem international umkämpfen Rohstoff geworden. Die USA sind heute der weltweit größte Förderer von fossilem Gas, das erst seit wenigen Jahren mit Spezialtankschiffen in andere Länder exportiert wird. Drei Länder dominieren heute den internationalen Flüssiggasmarkt: Katar, Australien und die USA. Ende des Jahres könnten die USA über sieben große Exportterminals zur Verflüssigung und Verschiffung verfügen – und wären dann der größte Exporteur von Flüssiggas (LNG) weltweit.

Die Nachfrage ist groß: Nicht nur in Europa soll LNG-Gas Öl, Kohle und fossiles Gas aus Russland ersetzen, sondern auch in Indien oder China. LNG-Aktien steigen seit Jahresbeginn. Der Stand Ende März: Chevron und Cheniere steigen um knapp 50 Prozent, Shell um 25 Prozent, und der in Houston (Texas) ansässige US-Anbieter Tellurian sogar um 74 Prozent. Auch Italien setzt weiterhin auf fossiles Gas: Hier sollen neue Gaskraftwerke mit einer Leistung von 14 GWh entstehen – mehr als in jedem anderen Land der europäischen Union.

Am 21. April unterzeichneten Außenminister Luigi Di Maio sowie Umwelt- und Energieminister Roberto Cingolani in Brazzaville mit Vertretern der Republik Kongo eine Absichtserklärung zum Bezug von mehr als 4,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Einen Tag besuchte die italienische Delegation das Nachbarland Angola und vereinbarte auch dort zusätzliche Gaslieferungen nach Italien, die sich auf 1,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr belaufen sollen.

Klimafreundlich ist die fossile Alternative zu russischem Importgas allerdings nicht. Bei LNG (Liquified Natural Gas) handelt es sich um fossiles Gas, das durch Abkühlung auf minus 162 Grad Celsius energieintensiv verflüssigt wird. Der Bau der LNG-Terminals wird die umstrittene Fracking-Industrie in den USA weiter ankurbeln. Beim Fracking werden große Mengen Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in den Boden gepresst. Damit wird das Gestein im Untergrund aufgesprengt und eingeschlossenes Gas kann somit entweichen.

Aber: Die Verpressung giftiger Chemikalien verschmutzt nicht nur das Grundwasser. In den USA haben Untersuchungen der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) ergeben, dass Fracking bis zu 9 % der Gesamtmenge des geförderten Gases als Methan in die Umwelt freisetzt und Methan ist etwa 23 mal klimaschädlicher als CO2. 2021 beobachtete die NOAA ein Rekordwachstum der Konzentration von Methan in der Atmosphäre. Noch auf dem Klimagipfel in Glasgow im November 2021 hatten sich mehr als 100 Staaten darauf verständigt, den Methan-Ausstoß bis zum Ende des Jahrzehnts um 30 Prozent zu senken.

Klimaplan & Zukunftsszenarien: Wie möchten wir 2030 leben?

Wie soll Südtirol in acht Jahren aussehen? Im Herbst 2020 haben Forscher von Eurac Research und der Steinbeis-Hochschule, School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) mit Unterstützung eines 20-köpfigen interdisziplinären Beirates eine Zukunftsstudie mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit für Südtirol durchgeführt – und dabei vier Szenarien für das Jahr 2030 entwickelt, die auch bei den Workshops im Rahmen der landesweiten Info-Veranstaltungen zum Update des KlimaPlans Südtirol diskutiert wurden. Deshalb weisen wir noch einmal auf diese Arbeit hin – als Input und wichtigen Denkanstoß.

Bei der Ausgestaltung ihrer– zeichnerisch illustrierten – Zukunftsentwürfe berücksichtigten die Forscher neben der globalen Ebene folgende Bereiche: Gesellschaft, Gesundheit, Wirtschaft, Umwelt, Politik und Technologie. Die vier Szenarien beschreiben die einzelnen Zukunftsbilder retrospektiv, so als würde die Südtiroler Bevölkerung aus dem Jahr 2030 zurückblicken:

Szenario 1: Welt des regionalen Bewusstseins – „In der Tradition liegt die Stärke“ – im Jahr 2030

Szenario 2: Welt des Neo-Kosmopolitismus – „Denke global, handle lokal” – im Jahr 2030

Szenario 3: Welt der individuellen Freiheit – „Ich bin meines eigenen Glückes Schmied(in)” – im Jahr 2030

Szenario 4: Welt der grünen Innovationen – „Es gibt für alles eine (technologische) Lösung“im Jahr 2030

Unter diesem Link finden Sie die entsprechenden Videos.

 

Zum Nachlesen: Der gesamte Studienbericht

Strom in Südtirol – die neue Astat-Bilanz

Wir produzieren deutlich mehr als wir verbrauchen – und die Wasserkraft ist die mit Abstand wichtigste Energiequelle in unserem Land. 2020 erzeugte Südtirol 8.188 GWh elektrische Energie – und verbrauchte selbst nur 2.922 GWh.

Damit ist die Stromproduktion in den Jahren 2000 bis 2020 um 31 % angestiegen, die verbrauchte elektrische Energie um 26,3 %. 2020 erzeugte Südtirol 2,9 % der gesamten in Italien produzierten elektrischen Brutto-Energie. Die Wasserkraft lieferte vor zwei Jahren 89 % der Stromerzeugung.

Das zeigt wieder einmal, das Wasser aufgrund der topographischen Lage unseres Landes ein Eckpfeiler der lokalen Energiewirtschaft ist.

Wollt ihr mehr wissen? Das Landesstatistikamt Astat hat in seiner neuen Broschüre „Elektrische Energie Südtirol – 2000 -2020“ interessante Zahlen veröffentlicht.

Wir können mehr Stromautonomie wagen

Das Land Südtirol kann eine autonome Regulierungsbehörde für den Energiesektor einrichten. Zudem gibt es Spielräume, die eine Reglementierung des lokalen Strommarkts mit Eingriffen in die Preisgestaltung erlauben würden. Das sind die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens, das der Südtiroler Energieverband SEV und die Handelskammer Bozen bei den Rechtsexperten Prof. Peter Hilpold (Universität Innsbruck) und Prof. Paolo Piva (Universität Padua) in Auftrag gegeben haben. Die Expertise wurde im Landtag bei einer Anhörung zum Thema „Südtirols Stromversorgung“ vorgestellt.

Gegenstand des Gutachtens waren zwei Fragestellungen von großer Bedeutung. Erlauben die autonomierechtlichen
Zuständigkeiten des Landes im Energiesektor die Einrichtung einer eigenen Regulierungsbehörde? Und ist eine eigenständige Regelung des Strommarktes in Südtirol grundsätzlich möglich? Beide Fragen beantworteten die Juristen nach einer Prüfung der Gesetzgebung sowie der Rechtsprechung in Südtirol, in Italien und auf EU-Ebene mit einem eindeutigen „Ja“. So kann laut Artikel 57 der EU-Richtlinie 944/2019 „ein Mitgliedstaat Regulierungsbehörden für kleine Netze in einer geografisch
eigenständigen Region benennen, deren Verbrauch im Jahr 2008 weniger als drei Prozent des gesamten Verbrauchs des Mitgliedstaats, zu dem sie gehört, betragen hat“. Mitglieder der Landesregierung hatten immer das Gegenteil behauptet-

„Wir haben das schon in unseren Positionspapieren festgestellt und wurden jetzt bestätigt. Wir können mehr Autonomie wagen“, sagt SEV-Direktor Rudi Rienzner. In den vergangenen zehn Jahren hat der SEV mehrfach Alternativvorschläge zum derzeit gültigen Marktdesign in Südtirol vorgelegt: 2013 „Der zweite Weg“ mit dem Entwurf eines „Landes-Energie-Netzwerks“, 2015 eine Planungsvorlage für die Bildung einer Südtiroler Strombörse, 2016 „Sieben Sätze des Unbehagens“ als Kritik an der Energiepolitik des Landes und 2017 ein ausführliches Papier über die Machbarkeit einer Autonomen Regulierungsbehörde in Südtirol.

„Das Rechtsgutachten der beiden Universitätsprofessoren spricht eine klare Sprache: Die Schaffung einer autonomen Regulierungsbehörde im Energiesektor in der Autonomen Provinz Bozen ist rechtlich möglich. Südtirol darf sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen“, ist Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, überzeugt.

Bei der Regulierung des Energiesektors übernimmt der Staat derzeit Zuständigkeiten, die eigentlich dem Land zustehen würden. Daher – so die Position der Juristen – müsse das Land eine eigene Regulierungsbehörde aufbauen. Diese autonome Marktregelung schließe zudem wichtige Handlungsspielräume in der Preis- und Vertragsgestaltung und bei der Festlegung der Netzgebühren mit ein. Zudem könnte das Land die Bildung von „Energiegemeinschaften“ aktiv unterstützen.

Der in Südtirol erzeugte Energiemix unterscheidet sich aufgrund des hohen Anteils der Wasserkraft wesentlich vom italienischen Angebot. „Wir produzieren ohne den Einsatz von teurem fossilen Importgas und könnten unseren Strom daher deutlich billiger anbieten“, erklärt SEV-Präsident Hanspeter Fuchs. Und: Es sei jetzt die Aufgabe des Landes, „die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“.

Klimaplan Südtirol: Die Landesregierung on Tour

Klimaschutz ist dezentral: Nach der Veröffentlichung des Updates zum KlimaPlan hat sich Ötzi Strom für bürgernahe und lokal ausgerichtete Klimadebatten im ganzen Land ausgesprochen, um die Handlungsoptionen vor Ort auszuloten. Mit mehreren Info-Veranstaltungen stellen Landespolitiker das Update jetzt in mehreren Städten vor – und ihr könnt euch aktiv an der Debatte beteiligen. Jeweils am Tag nach dem Informationsabend findet am selben Ort ein moderierter Workshop statt, bei dem Bürgerinnen und Bürger Zukunftsthemen weiter vertiefen und an der Nachhaltigkeitsstrategie mitarbeiten können.

Die Termine im Überblick – Alle Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr.

  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Vettorato im Theater St. Jakob in Leifers
  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrätin Deeg im Michael-Pacher-Haus in Bruneck
  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrätin Hochgruber Kuenzer im Josef-Resch-Haus in Innichen
  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Bessone in der Cusanus-Akademie in Brixen
  • April, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Achammer im Stadttheater in Sterzing
  • April, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Schuler im KIMM in Meran.

Die Workshops finden immer am Tag nach dem Informationsabend von 15 bis 19 Uhr am selben Ort statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zum Nachlesen: Entwurf Update KlimaPlan Energie Südtirol