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Unsere Mitglieder sind unsere Energie: Alexander Nitz vom Haus der Solidarität

Alexander Nitz ist Gründungsmitglied des HDS, Haus der Solidarität, in Brixen. Im Interview mit Ötzi Strom spricht er über das Gemeinschaftshaus, seine Sicht auf die Welt, Nachhaltigkeit und Solidarität sowie seine Erwartungen an Ötzi Strom. 

Das Haus der Solidarität gibt „Menschen ein Heim, die anderswo keinen Platz finden“ – können Sie uns mehr darüber erzählen?

Seit 2002 „überbrückt“ das HdS jährlich 100 Menschen in Not. Senioren, Kinder und Jugendliche aus schwierigen Familiensituationen, straffällige und haftentlassene Erwachsene, obdachlose und arbeitslose Menschen, psychisch Kranke, Suchtkranke, ausländische MitbürgerInnen, Flüchtlinge und AsylbewerberInnen, aber auch StudentInnen und Menschen, die sich für andere einsetzen, finden im HdS Hilfe und eine Bleibe. Das HdS beherbergt außerdem ökosoziale Organisationen. Die laufenden Kosten für die vielfältige Arbeit des HdS wurden bisher ohne öffentliche Beiträge abgedeckt. Das Haus finanziert sich lediglich durch Mieteinnahmen, durch eigene Aktivitäten und Spenden.

Wie sieht die Welt für Sie aus sozio-ökonomischer und umwelt-technischer Sicht im Jahr 2050 aus?

Sehr fragil. Wir sind an einen Punkt angelangt, wo es eine nie dagewesene Transformation braucht, wenn wir als Menschheit eine Zukunft haben wollen. Leider stelle ich fest, dass wir alle das wissen und auch nicht mehr leugnen, dass aber praktisch nichts geschieht. Jeder Tag, jede Stunde wäre kostbar, endlich zu handeln und unseren Kurs um 180 Grad zu verändern. Stattdessen verlieren wir uns im Klein-Klein der täglichen Probleme.

Dabei kann ich mir sehr wohl eine Welt, eine bessere Welt vorstellen, in der wir weniger konsumieren, dafür mehr „sind“. Es ist eine Welt, in der wir uns global austauschen, aber fast nur noch lokal kaufen, reisen, leben, in der uns die Technologie hilft, eine gerechte und saubere Welt zu schaffen, nicht das Gegenteil, in der die Politik Menschen-, Tier- und Pflanzenrechte und das damit verbundene Gemeinwohl im Blick hat und nicht Partikularinteressen, in der wir arbeiten, weil es uns gefällt, und genügend Zeit haben, für das, was uns wirklich, wirklich gefällt, anstatt im Hamsterrad zu enden… 

Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit und wie spiegelt sich dies in Ihrem privaten bzw. beruflichen  Alltag?

Leider ist der Begriff inzwischen sehr verbraucht und missbraucht. Insgesamt frage ich mich inzwischen in allem, was ich tue, ob es gut ist für mich, die anderen, die Welt und nachkommende Generationen. Ich kaufe nur das, was ich wirklich brauche, wann immer es geht second-hand und lokal. Ich reise nicht mehr mit Flugzeug, und wenn irgendwie möglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Zur Arbeit gehe ich zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffis. Den Ausstoß des Autos kompensiere ich jährlich. Ich kaufe in den Geschäften meines Heimatdorfes und über eine GAS-Gruppe. Das Gemüse stammt vom Garten, Obst kaufe ich saisonal, wenn geht biologisch. Ich unterstütze AktivistInnen und helfe im Rahmen meiner sehr begrenzten Möglichkeiten beim Zukunftspakt mit.  Mein Geld habe ich bei Ethical Banking und Oikocredit angelegt. Und und und.

Ich finde es als motivierende Herausforderung zu schauen, was noch geht. Auch in der Arbeit sieht es nicht anders aus: Wir sind Mitglied beim Banco Alimentare und helfen damit, das Wegwerfen von Lebensmitteln zu vermeiden. Wir kaufen lokal ein, wenn es irgendwie geht. Wir versuchen Wasser und Strom zu sparen. Demnächst bringen wir eine Fotovoltaik-Anlage an. Teile unseres Geldes sind ethisch angelegt. Wir sind in der Stadt möglichst zu Fuß und mit Rad unterwegs, ansonsten mit den Öffis (drei von uns fünf im Team fahren überhaupt nicht Auto). Wir haben gemeinsam mit der OEW das REX, ein Zentrum von gut Erhaltenem, was ansonsten weggeworfen würde, ins Leben gerufen. Wir haben eine Whatsapp-Plattform, in der Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, aber noch gut sind, an Bedürftige weitergegeben werden. Und und und. Aber all das reicht bei weitem nicht aus, wenn nicht die Politik ganz massiv hilft.

Warum haben Sie sich für Ötzi Strom entschieden? Welches war der ausschlaggebende Punkt?

Weil wir in allen Lebensbereichen, und so auch beim Strom, eine möglichst nachhaltige Lösung suchen müssen. Sowohl als Haus der Solidarität als auch privat. Natürlich muss ich sowohl beruflich als auch privat (in einer Familie mit fünf Kindern und einem Angestellten-Gehalt) stets auf die Geldtasche schauen. Aber das Angebot von Ötzi ist auch hier gut.

Was erwarten Sie sich von Ötzi Strom in den nächsten 5 Jahren?

Dass es den eingeschlagenen Weg der Nachhaltigkeit mit Nachdruck fortsetzt auch sonst Impulse im Sinne einer großen Transformation setzt, transparent bleibt, nicht auf quantitatives, sondern auf qualitatives Wachstum setzt und auf der politischen Ebene eine positive Kraft wird, nicht eine – und hier ist der Energiesektor wohl besonders anfällig – zu einer, die nur die Rendite im Blick hat.

Lektüre: „Weg, nur Weg“ – HDS