Klimaplan Südtirol: Die Landesregierung on Tour

Klimaschutz ist dezentral: Nach der Veröffentlichung des Updates zum KlimaPlan hat sich Ötzi Strom für bürgernahe und lokal ausgerichtete Klimadebatten im ganzen Land ausgesprochen, um die Handlungsoptionen vor Ort auszuloten. Mit mehreren Info-Veranstaltungen stellen Landespolitiker das Update jetzt in mehreren Städten vor – und ihr könnt euch aktiv an der Debatte beteiligen. Jeweils am Tag nach dem Informationsabend findet am selben Ort ein moderierter Workshop statt, bei dem Bürgerinnen und Bürger Zukunftsthemen weiter vertiefen und an der Nachhaltigkeitsstrategie mitarbeiten können.

Die Termine im Überblick – Alle Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr.

  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Vettorato im Theater St. Jakob in Leifers
  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrätin Deeg im Michael-Pacher-Haus in Bruneck
  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrätin Hochgruber Kuenzer im Josef-Resch-Haus in Innichen
  • März, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Bessone in der Cusanus-Akademie in Brixen
  • April, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Achammer im Stadttheater in Sterzing
  • April, mit Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Schuler im KIMM in Meran.

Die Workshops finden immer am Tag nach dem Informationsabend von 15 bis 19 Uhr am selben Ort statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zum Nachlesen: Entwurf Update KlimaPlan Energie Südtirol

Krieg in der Ukraine: Die Folgen für unsere Energieversorgung

Kann der Import fossiler Brennstoffe aus Russland durch andere Liederanten oder – was sicher noch besser wäre – durch erneuerbare Energien ersetzt werden? Sicher ist: Die Erlöse aus dem Verkauf von fossilem Gas und Erdöl tragen wesentlich zur Finanzierung des Krieges bei. Weil Länder wie Deutschland, Österreich und Ungarn heute erhebliche Teile ihres Energiebedarfs über Lieferungen aus Russland decken, geben die EU-Staaten nach Schätzungen der Brüsseler Denkfabrik Bruegel zurzeit täglich etwa 380 Millionen Euro (!) für russisches Gas aus und knapp 362 Millionen Euro (!) für Öl aus Russland. Dieses Geld fließt indirekt auch die Kriegskasse. So gehören sowohl der größte russische Erdölkonzern Rosneft wie auch der größte Gasexporteur Gazprom mehrheitlich dem russischen Staat. Fossile Energie schafft gefährliche Abhängigkeiten: Die 27 EU-Staaten kaufen heute 40 Prozent ihrer Gasimporte, 27 Prozent ihrer Erdölimporte und 46 Prozent ihre Kohleimporte in Russland ein.

Beschleunigt Vladimir Putin die europäische „Energiewende“? Die Europäische Kommission hat am 8. März Vorschläge vorgelegt, um die Abhängigkeit der EU von russischem Gas bis Ende 2022 zu reduzieren. Zudem wolle man „deutlich vor 2030″ von allen russischen fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden. Übrigens: Auch die weltweiten Uranvorräte sind begrenzt. Beim heutigen Uranbedarf in Kernkraftwerken und bei den für die Förderung heute veranschlagten Preis reichen die Vorkommen laut OECD-Daten nur noch knapp 20 Jahre.

Das Fazit: Eine langfristige Unabhängigkeit, und ein Ende des täglichen Milliardentransfers an Produzenten in Russland, in Nordafrika oder auf der arabischen Halbinsel sind nur mit dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien in Europa selbst möglich. Damit würde sich der Wunsch nach einer, mit eigenen Ressourcen gewährleisteten, Versorgungssicherheit mit der Erreichung aktueller Klimaschutzziele verbinden. Und: Sonne, Wind und Wasser sind sicher billiger als russisches Erdgas oder Atomenergie. Man muss sie nur nutzen.

Die CO₂-Uhr oder Was ist ein CO₂-Budget?

Das CO2-Budget ist die Menge an Treibhausgasen, die Menschen weltweit in die Atmosphäre ausstoßen „dürfen”, um das 1,5°C-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Die CO2-Uhr des Mercator-Instituts zeigt, wie viel Kohlendioxid die Menschheit noch in der Atmosphäre ablagern kann, ohne die Klimaerhitzung auf 1,5°C oder 2°C über der Temperatur vor dem Industriezeitalter steigen zu lassen. Ausgangspunkt der Berechnungen ist die Schätzung des Weltklimarats IPCC, dass die Atmosphäre mit dem Stand von Anfang 2020 noch 400 Gigatonnen CO2 aufnehmen kann, damit das 1,5°C-Ziel mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit erreichbar bleibt. Jedes Jahr werden von diesem Budget rund 42,2 Gigatonnen verbraucht. Die Uhr zählt auf Basis dieser beiden Werte die Sekunden herunter. Wenn das Budget aufgebraucht ist, ist eine Erwärmung über 1,5°C unaufhaltbar. Wenn die Erhitzung dagegen auf 2°C beschränkt werden soll (wiederum mit einer Wahrscheinlichkeit von 66  Prozent), dann dürfen ab 2020 nicht mehr als 1.150 Gigatonnen CO2 emittiert werden. Auf der Uhr kann man zwischen diesen beiden Szenarien mit einem Mausklick wechseln.

Klimaschutz: Der neue IPCC-Bericht

Wasserknappheit, Überflutungen, Küstenschäden und Ernteausfälle: Laut dem Ende Februar vorgelegten zweiten Band des 6. Sachstandsberichts über den Klimawandel wird Europa überdurchschnittlich stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen sein. Rund 270 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als aller Welt haben in den vergangenen fünf Jahren im Auftrag des Weltklimarats IPCC alle verfügbaren Klimadaten aus wissenschaftlichen Publikationen ausgewertet. Demnach leben heute 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen weltweit in Regionen, die erheblichen Klimaveränderungen ausgesetzt sind. Ein weiteres Viertel der Menschheit müsse mit erheblichen Veränderungen aufgrund der Erderwärmung rechnen. „Die Lebenswelten von Milliarden Menschen“ seien schon heute vom menschengemachten Klimawandel betroffen, so die Analyse des IPCC.

Stichwort Europa: In einem „Fact Sheet Europe“ beschreibt der mehr als 1.000 Seiten umfangreiche Bericht vier „Schlüsselrisiken“: Hitzewellen, die das Risiko schwerer Gesundheitsschäden bei einer Erwärmung von drei Grad – etwa dem gegenwärtigen Trend – verdoppeln bis verdreifachen würden, Hitzestress für Nahrungsmittelpflanzen, Wasserknappheit und Überflutungsrisiken, die bis 2100 bei einem weiteren Fortschreiten der Erderwärmung zu einer Verzehnfachung der Küstenschäden führen würden. Extreme Hitze von mehr als 40 Grad Celsius prognostizieren die Wissenschaftler vor allem im Mittelmeerraum und in Südosteuropa. In vielen europäischen Regionen werden die Unwetter dramatisch zunehmen – die italienischen Regionen Abruzzen und Marken sind dabei ebenso betroffen wie Norddeutschland, England, Schweden, Westfrankreich, die Niederlande, Dänemark und auch der Alpenraum. Südspanien, Sizilien und Kalabrien sowie der griechische Peloponnes werden gleichzeitig zu regenarmen Dürregebieten.

Auch wenn der Temperaturanstieg nur zeitweise die Marke von 1,5 Grad überschreiten sollte und anschließend wieder gesenkt würde, hätte dies schwerwiegende Schäden für Ökosysteme und Gesellschaften zur Folge. Der Bericht trennt kurzfristige Entwicklungen bis 2040 von mittel- und langfristigen Folgen. Vor allem diese kurzfristigen Ereignisse haben – wenn es bei aktuellen stark beschleunigten Erwärmung bleibt – sehr viel drastischere Auswirkungen als bisher angenommen, stellt der IPCC-Bericht fest. Anders gesagt: Gefährliche Risikoschwellen werden schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen erreicht.

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit regelmäßig den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht. Der IPCC bietet Grundlagen für wissenschaftsbasierte politische Entscheidungen, indem er unterschiedliche Handlungsoptionen und deren Bedeutung aufzeigt, ohne jedoch konkrete Lösungswege vorzuschlagen oder Handlungsempfehlungen zu geben.

Zum Nachlesen: Der 6. Sachstandsbericht des IPCC