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Mit gutem Beispiel voran: Das Genossenschaftsnetzwerk Enercoop

Ein Gegenentwurf zu einer vorwiegend zentralistisch gesteuerten staatlichen Energiepolitik. Die französische Genossenschaft Enercoop wurde 2005 gegründet. Dazu wollte man die damals angekündigte Liberalisierung des Strommarkts für die Produktion und Verteilung von „grüner“ Bürgerenergie (l‘énergie militante) nutzen. Heute besteht der Enercoop-Verbund aus der „Muttergenossenschaft“ Enercoop Nationale und zehn unabhängigen, dezentral verwalteten regionalen Energiegenossenschaften. Auch diese tragen den Markennamen Enercoop. Diese Enercoops beziehen erneuerbare Energie von 350 Stromerzeugern. Zirka 60 Prozent des verkauften Genossenschaftsstroms stammen aus Windparks, 23 Prozent aus Wasserkraftwerken, 16 Prozent aus PV-Anlagen und ein Prozent aus der Verstromung von Biogas. So ist der Enercoop-Verbund heute der einzige überregionale Stromverteiler in Frankreich, der ausschließlich den Genossenschaftsmitgliedern gehört.

Die Sociétés Coopérative d’Intérêt Collectif

Die Hälfte aller Produktionsanlagen der Enercoops wird von Genossenschaften oder Gemeinden geführt. In den elf Sociétés Coopérative d’Intérêt Collectif (SCIC) entscheiden Stromproduzenten, Verbraucherinnen und Verbraucher, Partnerorganisationen und Gebietskörperschaften gemeinsam über die strategische Ausrichtung ihrer Genossenschaft und wählen ihre Vertreterinnen und Vertreter in den Verwaltungsrat. Zu den Gründern von Enercoop National gehörten 2005 Greenpeace, die Genossenschaftsbank La Nef und der Verein Friends of the Earth. Heute beliefert das Enercoop-Netz 100.000 Haushalte und Betriebe mit „grünem“ Strom. Die elf Genossenschaften mit 61.000 Mitgliedern beschäftigt 230 Angestellte. 57 Prozent der erzielten Gewinne investierten sie zwangshaft in die Erzeugung „grüner“ Energie. Das Enercoop-Modell verbindet Bürgerenergieprojekte mit Energieprojekten von Gemeinden.

Drei Fallbeispiele

In Béganne in der Bretagne betreiben 700 Bürgerinnen und Bürger vier Windräder, die 6.300 Haushalte mit Strom versorgen.

Auch in den Gemeinden Carquefou (Pays del la Loire) und Latour de Carol (Okzitanien) erzeugen kommunale PV-Anlagen „grünen“ Strom. Diesen verteilen die regionalen Enercoops.

In Apt (Vaucluse) installierte die von 104 Gesellschaftern gegründete Genossenschaft Lucisol auf dem Dach einer Fabrik 769 PV- Module, die 100 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen können.

Enercoop Nationale ist in Europa aktiv: 2013 gründete das Netzwerk aus Frankreich mit europäischen Partnern (und darunter befinden sich auch der Südtiroler Energieverband SEV und die die belgische Energiegenossenschaft Ecopower) den Dachverband REScoop.eu, der europäische Bürgerenergiegemeinschaften, die erneuerbare Energien produzieren oder verteilen, fördert.