Internationale Energieagentur: Der Electricity Market Report 2023

Die weltweite Stromnachfrage blieb 2022 trotz der durch Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise stabil. Die Nachfrage stieg um fast 2 %, verglichen mit der durchschnittlichen Wachstumsrate von 2,4 % im Zeitraum 2015 bis 2019. Das – und vieles andere mehr – stellt der neue Electricity Market Report 2023 der Internationalen Energieagentur (IEA) fest.

Der Stromverbrauch in der EU sank 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 %, während der Energiekonsum in den USA, in Indien und in China deutlich anstieg. Dies war der zweitgrößte prozentuale Rückgang der Stromnachfrage in der EU seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2009 – das größte Nachfrageminus verursachte in Europa die COVID-19-Krise im Jahr 2020.

Erneuerbare Energien und die Kernenergie werden laut dem IEA-Bericht das Wachstum der globalen Stromversorgung bis 2025 dominieren und zusammen durchschnittlich mehr als 90 % der zusätzlichen Nachfrage decken. Auf China entfallen mehr als 45 % des Wachstums der „grünen“ Stromerzeugung im Zeitraum 2023-2025, gefolgt von der Europäischen Union mit 15 %. Der Anteil der erneuerbaren Energien am weltweiten Stromerzeugungsmix wird laut den aktuellen Berechnungen der Internationalen Energieagentur von 29 % im Jahr 2022 auf 35 % im Jahr 2025 steigen.

Der Anteil Chinas am weltweiten Stromverbrauch wächst laut den IEA- Prognosen bis 2025 auf ein Drittel, verglichen mit einem Viertel im Jahr 2015. In den nächsten drei Jahren werden mehr als 70 % des Wachstums der weltweiten Stromnachfrage auf China, Indien und Südostasien erwartet. Die IEA prognostiziert, dass die weltweite Stromnachfrage im Zeitraum 2023-2025 mit 3 % pro Jahr schneller wachsen wird als im Jahr 2022. Der angenommene Gesamtanstieg der weltweiten Elektrizitätsnachfrage von etwa 2.500 Terawattstunden (TWh) bis 2025 ist mehr als das Doppelte des heutigen jährlichen Stromverbrauchs in ganz Japan.

Stromrechnung: „monorario“ oder „biorario?

Stromrechnung: Bei einem Einheitsangebot (sogenannten Verrechnung „monorario“) wird für den Rohstoff Energie zu jeder Stunde der gleiche Preis berechnet. Man kann also nicht sparen, indem man mit dem Betrieb von „Großverbrauchern“ in die Nachtstunden ausweicht. Das sind zum Beispiel Wasch- oder Spülmaschine. Bei einem Angebot mit drei Zeitzonen

Zeitzone F1: montags bis freitags, 8.00 bis 19.00 Uhr (gesamtstaatliche Feiertage sind ausgeschlossen)
F2: montags bis freitags, 7.00 bis 8.00 Uhr und 19.00 bis 23.00 Uhr; samstags von 7.00 bis 23.00 Uhr (gesamtstaatliche Feiertage sind ausgeschlossen)
F3: montags bis samstags, 00.00 bis 7.00 Uhr und 23.00 bis 24.00 Uhr; sonntags und an Feiertagen 00.00 bis 24.00 Uhr

…ändert sich der für jede Kilowattstunde veranschlagte Preis je nach der Tageszeit des Verbrauchs. Dabei gilt: Tagsüber und an Werktagen ist die Nachfrage hoch und somit wird auch der Strompreis teuer. Nachts und an Sonn- und Feiertagen ist die Nachfrage geringer und somit ist auch der Preis niedriger und die Stromrechnung leichter. 

Klimawandel & Trockenheit: Der Warnruf von Legambiente

Setzt sich die große Trockenheit in Italien auch in diesem Jahr fort? Schon jetzt führen die Flüsse deutlich weniger Wasser als in „normalen“ Jahren. Zudem gibt es im Hochgebirge nur wenig Schnee, stellt die Umweltorganisation Legambiente fest. Die geringen Niederschläge führen dazu, dass im nördlichen und zentralen Apenninengebiet im Februar unterdurchschnittliche Wasserstände erreicht wurden. In den Alpen liegt 53 Prozent weniger Schnee als früher üblich. Im Einzugsgebiet des Po sind die Wasserstände sogar um 61 Prozent gesunken. Zur Erinnerung: Schon im vergangenen Jahr sank die Stromproduktion aus Wasserkraft aufgrund der Trockenheit italienweit um deutlich mehr als 30 Prozent.

Deshalb fordert Legambiente die Regierung Meloni zu einer gesamtstaatlichen Wasserstrategie auf. Einerseits gewährleistet sie die Anpassung an den Klimawandel, andererseits eine Verringerung der Wasserentnahme. Gleichzeitig will man Wasserverluste vermeiden, die durch eine marode Infrastruktur entstehen. „Das Jahr 2023 hat gerade erst begonnen und schon jetzt gibt es besorgniserregende Anzeichen in Form von extremen Wetterereignissen und Dürreperioden. Wir müssen die Wasserentnahmen sofort reduzieren. Ansonsten erreichen wir einen kritischen Punkt erreichen, an dem es kein Zurück mehr gibt“, erklärt dazu der Generaldirektor von Legambiente Giorgio Zampetti.

Die Umweltorganisation erinnert daran, dass Italien zu den Ländern mit mittlerem „Wasserstress“ gehört. Dies verdeutlicht eine jährlichen Wasserentnahme von über 33 Milliarden Kubikmetern laut der Weltgesundheitsorganisation WHO. Heute verbraucht Italien pro Jahr 30 bis 35 % seiner erneuerbaren Wasserressourcen und diese Zahl steigt im Zehnjahresrhythmus um weitere 6% an. Der weltweite Klimawandel wird diese Situation noch weiter verschärfen. Nach den Berechnungen des GIEC (Intergovernmental Panel of Experts on Climate Change) entspricht schon ein Anstieg der globalen Temperatur um ein Grad einer Reduzierung der Verfügbarkeit von Wasser um 20 %.

Mit gutem Beispiel voran: Das Genossenschaftsnetzwerk Enercoop

Ein Gegenentwurf zu einer vorwiegend zentralistisch gesteuerten staatlichen Energiepolitik. Die französische Genossenschaft Enercoop wurde 2005 gegründet. Dazu wollte man die damals angekündigte Liberalisierung des Strommarkts für die Produktion und Verteilung von „grüner“ Bürgerenergie (l‘énergie militante) nutzen. Heute besteht der Enercoop-Verbund aus der „Muttergenossenschaft“ Enercoop Nationale und zehn unabhängigen, dezentral verwalteten regionalen Energiegenossenschaften. Auch diese tragen den Markennamen Enercoop. Diese Enercoops beziehen erneuerbare Energie von 350 Stromerzeugern. Zirka 60 Prozent des verkauften Genossenschaftsstroms stammen aus Windparks, 23 Prozent aus Wasserkraftwerken, 16 Prozent aus PV-Anlagen und ein Prozent aus der Verstromung von Biogas. So ist der Enercoop-Verbund heute der einzige überregionale Stromverteiler in Frankreich, der ausschließlich den Genossenschaftsmitgliedern gehört.

Die Sociétés Coopérative d’Intérêt Collectif

Die Hälfte aller Produktionsanlagen der Enercoops wird von Genossenschaften oder Gemeinden geführt. In den elf Sociétés Coopérative d’Intérêt Collectif (SCIC) entscheiden Stromproduzenten, Verbraucherinnen und Verbraucher, Partnerorganisationen und Gebietskörperschaften gemeinsam über die strategische Ausrichtung ihrer Genossenschaft und wählen ihre Vertreterinnen und Vertreter in den Verwaltungsrat. Zu den Gründern von Enercoop National gehörten 2005 Greenpeace, die Genossenschaftsbank La Nef und der Verein Friends of the Earth. Heute beliefert das Enercoop-Netz 100.000 Haushalte und Betriebe mit „grünem“ Strom. Die elf Genossenschaften mit 61.000 Mitgliedern beschäftigt 230 Angestellte. 57 Prozent der erzielten Gewinne investierten sie zwangshaft in die Erzeugung „grüner“ Energie. Das Enercoop-Modell verbindet Bürgerenergieprojekte mit Energieprojekten von Gemeinden.

Drei Fallbeispiele

In Béganne in der Bretagne betreiben 700 Bürgerinnen und Bürger vier Windräder, die 6.300 Haushalte mit Strom versorgen.

Auch in den Gemeinden Carquefou (Pays del la Loire) und Latour de Carol (Okzitanien) erzeugen kommunale PV-Anlagen „grünen“ Strom. Diesen verteilen die regionalen Enercoops.

In Apt (Vaucluse) installierte die von 104 Gesellschaftern gegründete Genossenschaft Lucisol auf dem Dach einer Fabrik 769 PV- Module, die 100 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgen können.

Enercoop Nationale ist in Europa aktiv: 2013 gründete das Netzwerk aus Frankreich mit europäischen Partnern (und darunter befinden sich auch der Südtiroler Energieverband SEV und die die belgische Energiegenossenschaft Ecopower) den Dachverband REScoop.eu, der europäische Bürgerenergiegemeinschaften, die erneuerbare Energien produzieren oder verteilen, fördert.

Klimawandel: Das größte Risiko für die Gesundheit des 21. Jahrhunderts

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit betreffen in den nächsten Jahrzehnten mit hoher Wahrscheinlichkeit die meisten Bevölkerungsgruppen. Somit wird das Leben und Wohlergehen von Milliarden von Menschen einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Das zeigt der neue Bericht „Managing the health effects of climate change“ der angesehenen medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ und der University College London Institute for Global Health Commission.

Die Ausgangslage

In diesem Jahrhundert wird die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde wahrscheinlich um 2°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ansteigen. In höheren Breitengraden wird der Anstieg noch viel größer sein. Manche Szenarien prognostizieren bis 2090 in Nordkanada, Grönland und Sibirien eine durchschnittliche Erwärmung von 4 bis 5 °C.

Der Lancet-Bericht skizziert die wichtigsten Bedrohungen für die globale Gesundheit durch den Klimawandel. Gründe dafür sind veränderte Krankheitsmuster, Wasser- und Ernährungsunsicherheit, gefährdete Siedlungen, extreme klimatischen Ereignisse sowie Bevölkerungswachstum und Migration. Die Zahl der Todesfälle – etwa bei älteren Menschen – aufgrund von Hitzewellen wird zunehme. Zudem werden die indirekten Auswirkungen des Klimawandels womöglich die dramatischsten Folgen für die globale Gesundheit haben.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit verschärfen in Zukunft die Ungleichheiten zwischen Arm und Reich noch stärker. Die Veränderung des Weltklimas wird sich am stärksten auf diejenigen auswirken, die den geringsten Zugang zu den Ressourcen der Welt haben. Diese haben auch am geringsten zur Klimakatastrophe beigetragen. Trotz der erreichten Verbesserungen im Gesundheitsbereich ist die Menschheit schon heute mit einer globalen Gesundheitskrise konfrontiert. Jedes Jahr:

  • sterben 10 Millionen Kinder
  • über 200 Millionen Kinder unter 5 Jahren können ihr Entwicklungspotenzial nicht ausschöpfen
  • 800 Millionen Menschen hungern
  • 1,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser

Viele ärmeren Länder – vor allem in der südlichen Hemisphäre – werden die ehrgeizigen Gesundheitsziele des UN-Millenniumsentwicklungsziels bis 2015 nicht erreichen.

Die Folgen des weltweiten Klimawandels für die Gesundheit sind untrennbar mit der globalen Entwicklungspolitik und den Bemühungen um gesundheitliche Chancengleichheit verbunden. Der Klimawandel sollte als Katalysator für die Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele dienen. Zudem sollte er auch die Beschleunigung der Entwicklung in den ärmsten Ländern unterstützen.

Der Klimawandel wirft auch die Frage der Gerechtigkeit zwischen den Generationen auf. Die Ungerechtigkeit des Klimawandels – dass die Reichen den größten Teil des Problems verursachen und die Armen zunächst am meisten unter den Folgen zu leiden haben – ist eine Schuld die unsere Generation in Zukunft trägt, wenn nichts getan wird. Die Verbesserung des Gesundheitszustands und die Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit können nur erreicht werden, wenn Milliarden von Menschen aus der Armut befreit werden. Das mit dem sozialen und wirtschaftlichen Wandel verbundene Bevölkerungswachstum wird zunächst in den ärmsten Ländern zu einem Anstieg der Kohlenstoffemissionen führen. Das verschärft wiederum den Klimawandel, wenn die reichen Länder, die mit ihrer Industrie Jahren am meisten zur globalen Kohlenstoffproduktion beitragen, ihren Ausstoß nicht massiv reduzieren.

Eine zentrale Herausforderung besteht darin, die Gesundheitsvorsorge und die primären Gesundheitsinformationssysteme in den ärmsten Ländern zu verbessern. Zudem will man Wissen und die Anpassungsstrategien lokaler Gemeinschaften auf breiter Ebene verbreiten. Zu den wesentlichen Daten gehören:

  • regionsspezifische Projektionen von Veränderungen der gesundheitsbezogenen Expositionen
  • Projektionen der gesundheitlichen Folgen verschiedener künftiger Emissions- und Anpassungsszenarien
  • Ernteerträge
  • Lebensmittelpreise
  • Messgrößen für die Ernährungssicherheit der Haushalte
  • lokale hydrologische und klimatische Daten
  • Schätzungen der Anfälligkeit menschlicher Siedlungen
  • Risikofaktoren und Reaktionsmöglichkeiten auf extreme Klimaereignisse
  • Anfälligkeit für Migration infolge von Veränderungen des Meeresspiegels oder von Stürmen sowie
  • wichtige Gesundheits-, Ernährungs- und demografische Indikatoren nach Ländern und Orten.

Außerdem müssen dringend Daten und Prognosen zu den gesundheitlichen Auswirkungen und zur Anpassung an einen stärkeren Temperaturanstieg (3 bis 4 °C) erstellt werden. Dieser wird mit großer Sicherheit tiefgreifende gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Die Verringerung von Armut und Ungleichheiten im Gesundheitsbereich ist für die Bewältigung der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels von wesentlicher Bedeutung.  Dabei ist die Anwendung bestehender technischer Verfahren ebenso wichtig wie die Entwicklung neuer Technologien. Diese können eingesetzt werden, um die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, die Unversehrtheit der Ökosysteme zu erhalten und die Nahrungsmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten (die Landwirtschaft ist für zirka 22 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich). Zudem auch die Systeme für die sichere Speicherung und Aufbereitung von Wasser zu verbessern, alternative Verfahren zur Wasserversorgung zu nutzen, Abwasserrecycling und Entsalzung zu betreiben und wassersparende Technologien einzusetzen. Außerdem müssen energieeffiziente Gebäude mit kohlenstoffarmen Baumaterialien errichtet, Siedlungen geplant und Planungs- und Flächennutzungssoftware entwickelt werden. Dies kann die regionale und lokale Klimamodellierung verbessern. Zudem müssen Frühwarnsysteme und geografische Informationssysteme aufgebaut werden, und es muss sichergestellt werden, dass die Gesundheitsdienste flächendeckend zur Verfügung stehen.

Die größte gesellschaftspolitische Herausforderung ist allerdings der Lebensstil der Menschen in den reichen Ländern und einer kleinen Minderheit in den armen Ländern. Dieser ist weder nachhaltig noch gerecht ist. Eine Verhaltensänderung wird von Informationen und der Betonung der Vorteile eines kohlenstoffarmen Lebensstils abhängen. Nachhaltiger Konsum erfordert allgemein zugängliche Informationen über den Kohlenstoff-Fußabdruck, der sich aus dem Lebenszyklus von Wirtschaftsprodukten und unserem Energieverbrauch ergibt. Ein Schritt hin zu einer kohlenstoffarmen Lebensweise hat gesundheitliche Vorteile. Somit kann man die Krankheiten einschränken, die in einer Wohlstandsgesellschaft mit hohem Kohlenstoffausstoß auftreten und zudem die Auswirkungen der Luftverschmutzung verringern.

Die UCL-Lancet-Kommission ruft zu einer Gesundheitsbewegung auf, die die Bedrohung der Menschheit durch den Klimawandel als Gesundheitsproblem begreift. Die Fähigkeit der Gesundheitssysteme, wirksam auf die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren, ist weltweit eine zentrale Herausforderung. Insbesondere in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen mit ineffizienten und unterfinanzierten Gesundheitssystemen . Die Bedrohung der Gesundheit durch den Klimawandel macht auch deutlich, wie wichtig eine auf die Bedürfnisse der Bevölkerung bezogene Planung und eine effiziente Verwaltung knapper Ressourcen sind.