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E-MOBILITY: Fortschritt im Rückwärtsgang

Freie Fahrt für eine teure – und im privaten PKW-Verkehr wenig sinnhafte – Technologie: Wenn die deutsche Innenpolitik wichtige Richtungsentscheidungen in der EU-Zentrale beeinflusst, kann nichts Gutes dabei herauskommen. Angesichts mehrerer Wahlniederlagen hat die Regierungspartei FDP in Brüssel einen E-Mobility-Kompromiss ausgebremst, dem der Europäische Rat, die EU-Kommission und das EU-Parlament nach langen Verhandlungen bereits zugestimmt haben. Dieser Richtlinienentwurf schreibt für PKW-Flotten strenge CO2-Obergrenzen vor, die Autohersteller in Zukunft einhalten müssen – und macht damit die Zulassung von konventionellen Verbrennungsmotoren nach 2035 unmöglich.

Inzwischen haben sich die EU-Kommission und Deutschland darauf geeinigt, dass Verbrennungsmotoren in privaten Fahrzeugen auch nach 2035 zugelassen werden könnten, wenn sie ausschließlich CO2-neutrale Kraftstoffe – so genannte E-Fuels („electrofuel“ oder Elektro-Kraftsoff) – tanken. Für diese Verbrenner soll eine neue Fahrzeugkategorie – „E-fuels only“ – geschaffen und in die Flottengrenzwert-Regulierung einbezogen werden. In einem Schreiben an das deutsche Verkehrsministerium hatte die EU Kommission zuvor Kriterien für die Zulassung von E-Fuel-Fahrzeugen definiert. Dazu gehört auch die verpflichtende Integration von „Abschaltvorrichtungen“ in Neuwagen. Diese sollen dafür sorgen, dass der Motor nicht mehr anspringt, wenn das Auto mit fossilem Kraftstoff betankt wird.

E-Fuels, deren Energieeffizienz Experten als „gruselig“ bezeichnen, sind Kohlenwasserstoffe, die über Umwandlungsprozesse aus „grünem“ Wasserstoff und Kohlendioxyd synthetisiert werden. Beim Einsatz von E-Fuels in einem Verbrennungsmotor werden aber nur zirka 20 Prozent der eingesetzten Energie für den Antrieb genutzt – bei E-Autos sind es 80 Prozent Um alle heute in der EU zugelassenen PKW und LKW mit E-Fuels zu betreiben, bräuchte man daher mehr als das Doppelte der Strommenge, die 2021 weltweit (!) in Photovoltaik- und Windkraftanlagen erzeugt wurde. Und: Der Preis für einen Liter E-Fuel wird heute auf vier (!) Euro geschätzt. Ein teurer Irrweg: 2035 werden die größten Automärkte der Welt – China und die USA – elektrifiziert sein. Und Europa? Dazu ein Kommentar der Umweltschutzorganisation Greenpeace: „Den beschlossenen und von vielen Ländern und Konzernen umgesetzten Verbrenner-Ausstieg in Europa jetzt mit einer Hintertür namens E-Fuels zu versehen, verwässert die dringend nötige Ausrichtung der Autobranche auf effiziente Elektromobilität.“