Vom 14. bis 17. September fanden die ersten SÜDTIROL CleanUP Days statt – und die Ötzi Genossenschaft war (in Karneid) dabei. Naturbegeisterte in Kleingruppen sollten an diesen drei Tagen Müll in den Wäldern, auf Almen und Bergpfaden, an Seeufern sowie in den Gemeinden sammeln – eben überall dort, wo Abfälle hinterlassen wurden. Die freiwilligen Müllmänner und Müllfrauen waren im Eggental, auf der Seiser Alm, in Villnöss, Olang, Aldein und Radein sowie im Passeiertal, im Ahrntal und in der Region Gsieser Tal-Welsberg-Taisten unterwegs. Mehr als 2.500 Menschen waren diesem Ruf südtirolweit gefolgt. Dabei wurden mehr als 1.750 Kilometer Wegstrecke aufgeräumt. Kurz gesagt: Ein überwältigender Erfolg.
Mobilität: Der Landesplan und die Reaktionen
Ende der Ausbaustrecke? Am 20. Juni hat die Südtiroler Landesregierung den Landesplan für nachhaltige Mobilität 2035 (LNPM) genehmigt. Bis zum 15. September konnten Gemeinden, Verbände sowie Bürgerinnen und Bürger Einwände und Vorschläge an die Landesregierung vorbringen. Detaillierte Stellungnahmen haben inzwischen – unter anderen – der Dachverband für Natur- und Umweltschutz sowie der Heimatpflegeverband Südtirol vorgelegt. Der Plan sei „ein beachtliches Planungswerkzeug, das in die richtige Richtung weist.
Aber am Ziel der Klimaneutralität schrammt er deutlich vorbei“, stellen die Heimatpfleger fest, die vor allem auf Verkehrsvermeidung beim Schwerverkehr auf Transitachsen setzen. In diesem Bereich müsse „bei der Kostenwahrheit angesetzt werden – also der Bepreisung durch Maut und Kraftstoff. Heute ist ein Drittel des Güterverkehrs über den Brenner Umwegverkehr von teureren Routen“. Der Heimatpflegeverband fordert daher „die volle Unterstützung für die Maßnahmen des Bundeslands Tirol sowie ihre Übertragung auf den restlichen Teil der EUREGIO. Zwar sektorales Fahrverbot, Nachtfahrverbot, Blockabfertigung, Ausbau der RoLa und Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit für PKW auf 100 km/h.“
An diesem Punkt setzt auch der Dachverband für Natur- und Umweltschutz an. Der Plan setzte sich zwar ehrgeizige Ziele, bleibe aber in der Umsetzung hinter diesen zurück. Dessen Fazit: „Mit der Erarbeitung des LNPM geht das Land in die richtige Richtung und nimmt sich eines der wichtigsten aktuellen Themen an. Die Möglichkeit zur Partizipation ist wichtig und wurde vom Dachverband, aber auch von vielen anderen Umweltverbänden gerne genutzt. Gemeinsam wird es uns gelingen die richtigen Weichen für eine nachhaltige Mobilität zu setzen. Der derzeitige Entwurf des LPNM stellt dafür einen brauchbaren Anfang dar. In der derzeitigen Form ist er in keiner Weise ausreichend, um das Ziel der nachhaltigen Mobilität zu erreichen.
Der Dachverband fordert den Plan unter Einbeziehung der erhaltenen Stellungnahmen zu überarbeiten. Die definierten und bekannten Schritte hin zur nachhaltigen Mobilität, wie der Ausbau der Eisenbahn, können und müssen parallel dazu erfolgen.“ Mit der Ausarbeitung des Verkehrsplans passt das Land Südtirol seine strategische Planung in den Bereichen Personenmobilität, sowie Güterverkehr und Logistik auf allen Gebieten und verschiedenen Ebenen an die neuesten Richtlinien der Europäischen Union an. Auf 450 Seiten führt der Plan eine vollständige Planung des Mobilitätssystems durch, die auf der Integration aller Verkehrsträger beruht, um deren ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit zu gewährleisten und stellt einen übergeordneten Plan im Vergleich zu den anderen Plänen und Programmen dar, die in Zukunft eine angemessene Kohärenz mit dem LPNM in Bezug auf die Aspekte von übergemeindlichem Interesse gewährleisten müssen.
Klimawandel: Das Projekt „Rescue Permafrost“
Der Klimawandel stellt eine erhebliche Bedrohung für viele Gebirgsökosysteme dar. Nicht nur das Abschmelzen der Gletscher, auch das Auftauen des Permafrosts – einer dauerhaft gefrorenen Bodenschicht – bedroht heute alpine Lebensräume. Wenn der Permafrost, der das Gestein wie ein natürlicher Kitt „verklebt“, verschwindet, kommt es zu Bodenerosion und Schäden an Infrastrukturen und Gebäuden im Gebirge. Im Rahmen des Projekts „Rescue Permafrost“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Ampezzaner Dolomiten eine erste dynamische Analyse der Auswirkungen einer möglichen technologischen Lösung zur Kühlung der Bodentemperatur durchgeführt. An diesem wegweisenden Projekt beteiligt sich auch ein Forschungsteam der Fakultät für Ingenieurwesen der Freien Universität Bozen.
Als Testgebiet dient die Bergstation der Sesselbahn Pian Ra Valles – Bus Tofana. Hier sollen Lösungen getestet werden, die das Auftauen des Permafrosts verhindern oder verlangsamen. Ein mögliches Instrument ist ein innovativer Kühlkreislauf, mit dem Wärme von kälteren in wärmere Gebiete verschoben wird. Mit einer geothermischen Anlage kann dem Permafrost durch Abkühlung Wärme entzogen und an die Umgebung abgegeben werden. Diese Anlage funktioniert in Kombination mit einer von PV-Modulen gespeisten Wärmepumpe.
Dieser Prozess wird hauptsächlich mit erneuerbaren Energiequellen betrieben, weshalb das Projekt „Rescue Permafrost“ nicht nur sehr innovativ, sondern auch ökologisch nachhaltig ist. In einem ersten Schritt überprüfte das Forschungsteam die Effizienz des Systems und seinen Beitrag zur Erhaltung des Permafrosts und der geologischen Stabilität des Gebiets. Am Anfang stand eine Simulation, in der die Reaktion des Bodens auf externe klimatische Belastungen untersucht wurde. Es folgte die Analyse der Auswirkungen der vorgeschlagenen Lösung, also des geothermischen Systems, auf das Temperaturprofil des Bodens. Zu diesem Zweck wurde ein Sensorsystem im Boden und in den Sonden der geothermischen Anlage installiert. Dies hilft die thermischen Bedingungen zu überwachen und sicherzustellen, dass die Anlage unter optimalen Bedingungen betrieben werden kann.“
Klimawandel: Das bedrohte Gletschereis der Alpen
Ein Extremjahr folgt auf das andere. 2022 schrumpften die Gletscher in der Schweiz um sechs Prozent und 2023 um vier Prozent. Damit verschwanden in nur zwei Jahren zehn Prozent des Eisvolumens, wie die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung berichtet. Die Schweizer Gletscher-Messreihen sind die längsten der Welt. Die Position mancher Gletscherzunge wird seit 140 Jahren ununterbrochen gemessen, die Schneemenge und die Eisschmelze seit mehr als hundert Jahren. Wenn das Pariser Abkommen eingehalten wird und sich die Temperaturen nach 2050 stabilisieren, dürfte etwa ein Drittel des Schweizer Gletschereis erhalten bleiben. Bei ungebremster Erwärmung verschwindet bis 2100 das ganze Eis der Alpen, bis auf kleine Reste über 4000 Metern.
Der massive Eisverlust in der Schweiz ist auf den sehr schneearmen Winter und hohe Temperaturen im Sommer zurückzuführen. Die Gletscherschmelze betraf die gesamte Schweiz. Im Süden und Osten der Schweiz schmolz das Gletschereis fast gleich stark wie im Rekordjahr 2022. Im südlichen Wallis und Engadin wurde auf über 3200 Metern eine Eisschmelze von mehreren Metern gemessen. Dies ist eine Höhe, in der Gletscher bis vor kurzem noch im Gleichgewicht waren. Der mittlere Eisdickenverlust beträgt dort bis zu drei Meter und liegt deutlich über den Werten des Hitzesommers 2003. Etwas weniger dramatisch ist die Situation zwischen Berner Oberland und Wallis. Dort lag im Winter nicht ganz so wenig Schnee. Dennoch ist der Verlust mit über zwei Metern an mittlerer Eisdicke immer noch sehr hoch.
Im Winter 2022/2023 fiel in den Schweizer Alpen kaum Niederschlag und es war sehr warm. In der Folge lag an allen Mess-Stationen deutlich weniger Schnee als früher üblich. Oberhalb von 1000 Metern stechen die Bedingungen im Februar und Anfang März heraus: In der ersten Februarhälfte waren die gemessenen Schneehöhen meistens noch etwas höher als in den schneearmen Wintern 1964, 1990 oder 2007. In der zweiten Februarhälfte aber sanken die Schneehöhen auf neue Rekorde und betrugen nur noch 30 Prozent des langjährigen Mittelwerts. Auch oberhalb 2000 Metern zeigten mehr als die Hälfte der automatischen Stationen mit mindestens 25-jährigen Messreihen niemals zuvor ermittelte Mindestwerte an.
Gletschereis ist die größten Süßwasserspeicher der Welt. Die Gletscher tragen vor allem während der Sommermonate durch ihr Schmelzwasser wesentlich zum Wasserstand der Flüsse bei. Der Weltklimarat IPCC hatte schon 2019 in einem Sonderbericht über die Ozeane und die Eis- und Schneevorkommen prognostiziert, dass niedrig gelegene Gletscher wie in den Alpen bis zum Ende dieses Jahrhunderts rund 80 Prozent ihrer Masse einbüßen. In seinem 2022 veröffentlichten Sachstandsbericht stufte der IPCC das weltweite Abschmelzen von Eis und Schnee als eine der zehn größten Bedrohungen durch den Klimawandel ein.
Das Ende vom geschützten Grundversorgungsdienst
Wird das angekündigte Ende des geschützten Grundversorgungsdienstes schon wieder verschoben? Wie auch immer: Verbraucherinnen und Verbraucher in Südtirol, die ihren Strom noch immer im geschützten Grundversorgungsdienst beziehen, werden – wenn sie nicht vorher in den freien Markt wechseln – früher oder später von einem Stromversorger, der ein Versteigerungsverfahren gewonnen hat, automatisch wie eine Handelsware übernommen.
Das bedeutet: Der Strom kommt in diesem Fall von einem neuen Anbieter, der auch die Stromrechnung ausstellt. Dieses Unternehmen wird seinen Sitz möglicherweise nicht in der Region Trentino-Südtirol haben, keine zweisprachigen Dienste anbieten und – mit großer Wahrscheinlichkeit – über keine Servicestellen in unserem Land verfügen. Wer nicht weiß, ob er im freien Markt oder im Grundversorgungsdienst mit elektrischer Energie beliefert wird, kann das anhand der Angaben auf seiner Stromrechnung überprüfen. Noch einmal: Als Genossenschaft und mit fairen Preisen ist Ötzi-Strom – immer – eine sehr gute Alternative!
Der Hintergrund: Seit dem 1. Juli 2007 ist der Energiemarkt in Italien liberalisiert. Das bedeutet, dass alle Kunden frei entscheiden können, von welchem Lieferanten und zu welchen Bedingungen sie den Strom einkaufen wollen. Im geschützten Grundversorgungsdienst für Haushaltskunden legt die Regulierungsbehörde ARERA die Lieferungsbedingungen – und damit auch den Strompreis – verbindlich fest. Diese Kunden beziehen ihren Strom vom so genannten Acquirente Unico. Dieser kauft die elektrische Energie für den geschützten Grundversorgungsdienst auf dem nationalen und internationalen Strommarkt ein. Die lokalen oder regionalen Verteilerbetriebe leiten diese Energie durch ihre Netze zu den Kunden und stellen die Stromrechnungen aus. Auf dem freien Markt kaufen Kunden ein, die ihren Stromhändler – etwa als Mitglieder von Ötzi Strom – selbst ausgewählt haben. In diesem Fall werden die Lieferungsbedingungen von den Vertragsparteien vereinbart. Achtung: Das Ende des Grundversorgungsdienstes wurde schon oft angekündigt– und dann verschoben. Sollte es wieder einen Aufschub geben, werden wir euch zeitnah informieren.
Mit gutem Beispiel voran: Energie Samen in den Niederlanden
„Unsere Energieversorgung wird besser, gerechter und nachhaltiger, wenn die Menschen mehr Kontrolle darüber haben und selbst mitmachen können“: So lautet das Motto von Energie Samen. Diese Dachorganisation und Interessenvertretung mit Sitz in Utrecht vertritt seit 2018 alle Energiegenossenschaften und kollektiven Energieinitiativen in den Niederlanden. 2022 gab es in diesem Land 705 Energiegenossenschaften mit mehr als 120.000 Mitgliedern. Das Wachstum des Genossenschaftssektors im Energiebereich war in den vergangenen Jahren deutlich rückläufig. Mittlerweile ist in den Niederlanden offenbar ein Sättigungspunkt erreicht, da in fast 86 Prozent aller Gemeinden eine Energiegenossenschaft aktiv ist. Alle Daten zu den niederländischen Energiegenossenschaften stehen online: Der von Samen betreute Local Energy Monitor gibt einen detaillierten und aktuellen Überblick.
Neben der Interessenvertretung unterstützt Samen die Mitgliedsgenossenschaften mit Dienstleistungen – von der Kreditvergabe über das Management und den Netzanschluss bis zu den Versicherungen –, fördert neue Genossenschaftsprojekte mit wirtschaftlichem und technischem Know-how und leitet den Projektentwickler „Get Together Academy“ mit den Bereichen Netzverwaltung, Wärme, Wind und Sonne sowie Energiesparen und Energiearmut. Energie Samen ist eine Genossenschaft, was bedeutet, dass die angeschlossenen Energiegenossenschaften und Verbände auf der Jahreshauptversammlung stimmberechtigt sind. Das neueste Vorhaben ist ehrgeizig. Das Projekt „Unser Noordzeestroom“ möchte den ersten kooperativen Windpark in der Nordsee bauen. Mit der Windenergie für und von Bürgern und Unternehmen wäre Nordseestrom zu einem stabilen und fairen Preis für alle verfügbar.