Vorsicht Falle: Stromverträge am Telefon

Hohe Strompreise ziehen unseriöse Anbieter an. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher werden in diesen Wochen telefonisch zum Abschluss neuer und angeblich kostengünstiger Stromlieferverträge aufgefordert. Schon das Wort „Ja“ („Si“) kann – unabhängig vom sprachlichen Kontext, in dem dieses Wort gebraucht wird – einen Vertrag aktivieren. Die Folge sind ein ungewollter Wechsel des Anbieters und hohe Rechnungen, also eine Falle.

Was ist zu tun, wenn ein Stromvertrag – ohne die eigene Zustimmung – aktiviert wird? Man kann schriftlich – mit Einschreiben mit Rückantwort oder PEC – Beschwerde einlegen. Der Anbieter ist dann verpflichtet, innerhalb von 30 Tagen eine begründete Antwort zu geben. Erfolgt die Antwort nicht innerhalb dieser Frist, steht den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Entschädigung zu. Eine Lieferungs-Unterbrechung aufgrund der Nicht-Bezahlung einer Rechnung ist nur möglich, wenn per Einschreiben eine Mahnung mit der Ankündigung der Unterbrechung zugeschickt wird. Wer zu seinem früheren Anbieter zurück wechseln will, sollte das selbst tun und diesen Lieferanten kontaktieren.

Der Tipp von Ötzi Strom: Gebt Telefonverkäufern niemals eure POD-Nummer, eure Steuernummer oder eure E-Mail-Adresse an. Legt einfach den Hörer auf oder beendet das Gespräch mit dem Satz „No, grazie“, um diese Art von Falle zu vermeiden.

Energy Sharing: Eine Potenzialanalyse

Die „Energiewende“ ist nur mit der aktiven Einbindung und Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Das Konzept Energy Sharing ist – etwa durch die Gründung von Energiegemeinschaften – ein aussichtsreicher Ansatz. Dieser unterstützt weitere Verbreitung der erneuerbaren Energien durch eine gesteigerte gesellschaftliche Akzeptanz.

Verbraucherinnen und Verbraucher können etwa Windparks oder Solaranlagen in ihrer Umgebung mitfinanzieren und den produzierten Strom selbst beziehen. Im Auftrag des deutschen Bündnises Bürgerenergie (BBEn) hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) eine Potenzialstudie für das Energy Sharing erarbeitet. Dabei zeigt sich, dass die Potenziale enorm sind. Über 90 Prozent aller Haushalte könnten mit Energy-Sharing-Strom versorgt werden. Zudem konnte gezeigt werden, dass die verbrauchsnahe Energieerzeugung entlastend auf die Stromnetze wirkt. Insbesondere, wenn ein Anreiz für eine Lastverschiebung geschaffen wird, so dass der Strom zu den Zeiten verbraucht wird, wenn die Erneuerbare-Energie-Anlagen ihn erzeugen.

Ein kurzes Video zeigt, wie das gehen kann.

Trockenheit: Der Stromnotstand

Ist das schon der Klimawandel: Die Trockenheit lässt die italienische Stromproduktion schrumpfen. Weil Gaskraftwerke häufig auf die Kühlung ihrer Aggregate durch Flusswasser angewiesen sind, bringen niedrige Pegelstände italienische Stromerzeuger in große Schwierigkeiten. Drei Kraftwerke in den Provinzen Mantua und Turin wurden bereits abgeschaltet. Drei weitere Kraftwerke in Mailand und Piacenza könnten schon bald ebenfalls vom Netz gehen.

Inzwischen hat der Betreiber des italienischen Hochspannungsnetzes Terna sämtlicher Produzenten aufgefordert, alle zur Verfügung stehenden Anlagen zu aktivieren. Besonders im Juli – wenn Italien aufgrund der Raumkühlung am meisten Strom verbraucht und die Trockenheit am größten ist – könnte die Lage demnach kritisch werden. Im Mai war die Produktion der italienischen Wasserkraftwerke um 28,7 Prozent gesunken. Dennoch wurden wertvolle Ressourcen verbraucht, die in den kommenden Wochen fehlen werden. So setzte die Schneeschmelze in den Alpen in diesem Jahr früher ein als gewöhnlich und die Staubecken wurden massiv entleert. Derzeit verfügen diese Wasserreservoires in Norditalien noch über 25,2 Prozent (!) ihrer Kapazität. Die ersten Folgen zeigten sich in den ersten beiden Wochen des Monats Juni. Die Produktion der Wasserkraftwerke sank in im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 38 Prozent.

Stromerzeugung: Jede Menge Kohle

Der Klimaschutz muss offenbar warten. Erlebt der Brennstoff Kohle eine Renaissance? Ein Beispiel aus Deutschland.

Das 1965 in Betrieb genommene Kraftwerk Staudinger in der Nähe von Frankfurt ist heute das größte konventionelle Kraftwerk im Bundesland Hessen. Die vor allem mit Steinkohle befeuerte Anlage des Energieversorgers UNIPER besteht aus fünf Kraftwerksblöcken. Die Blöcke 2 und 3 wurden 2012 stillgelegt, Block 1 folgte 2013. Der mit fossilem Gas betriebene Block 4 wird heute zur Netzstabilisierung und als Reservekapazität vorgehalten. Nur der mit (viel) Steinkohle und (wenig) Klärschlamm befeuerte Block 5 mit einer Leistung von 500 MWh befindet sich im Regelbetrieb. Schon im Oktober beantragte der Betreiber UNIPER aufgrund der schlechten finanziellen Situation der Anlage die Abschaltung des ganzen Kraftwerks in den Sommermonaten. UNIPER galt ursprünglich als „Resterampe“ des EON-Konzerns, auf der alle Anlagen, die nicht zur „Energiewende“ passten, „geparkt“ wurden. 2019 sicherte sich dann das finnische Unternehmen Fortum die Mehrheit an UNIPER.

Am 21. Dezember 2021 teilte UNIPER mit, dass Block 5 am 21. Mai 2023 die Stromproduktion einstellen und stillgelegt wird. Uniper hatte schon im Januar 2020 einen Stilllegungsplan für die Steinkohlekraftwerke in Deutschland vorgelegt. Durch diesen sollen CO2-Einsparungen in einer Größenordnung von bis zu rund 18 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erzielt werden. Darin ist vorgesehen, bis spätestens Ende 2025 Steinkohle-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 2.900 MWh abzuschalten.

Ob es dazu wirklich kommen wird, ist mehr als fraglich. Da die deutschen Erdgasspeicher bis zum 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein sollen und russisches Gas immer spärlicher fließt, will Deutschland – wie auch Österreich, Italien und Holland – Kohlekraftwerke einsetzen. So sollen in Deutschland neun Steinkohlekraftwerke aus der Netzreserve und drei – besonders klimaschädliche – Braunkohlekraftwerke wieder Strom erzeugen. 2021 verbrannte ENEL in seinen Kraftwerken vier Millionen Tonnen Steinkohle. 2022 werden es acht Millionen Tonnen sein. 2016 arbeiteten in Italien 12 Kohlekraftwerke. Im März 2022 waren es sieben – und fünf davon gehören dem ENEL. Die Rückkehr des Brennstoff Kohle hat daher auch in Italien begonnen. Inzwischen wurden drei Kohlekraftwerke in La Spezia, Venedig und Monfalcone reaktiviert.