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Was ist eigentlich Energiearmut?

Arm an Strom und Wärme. „Energiearmut bedeutet die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, eine Wohnung angemessen und zu einem angemessenen Preis zu heizen. Dazu gehören auch jene grundlegenden Energiedienstleistungen wie Beleuchtung, Verkehr oder Strom für Internet und sonstige Geräte“, stellte die Europäische Union 2011 fest. „An der Energiearmutsgrenze lebt ein einkommensschwacher Haushalt, der prozentual zu seinem Einkommen doppelt so viel für seine Energiekosten ausgeben muss.“, schreibt die Internationale Energieagentur (IEA). „In Energiearmut lebt ein Haushalt, wenn zehn Prozent des Einkommens aufgewendet werden müssen, um die eigene Wohnung angemessen heizen können.“, lautet die Definition der Wohltätigkeitsorganisation NEA (National Energy Action), die in England, Nordirland und Wales sicherstellen will, „dass sich alle eine warme und gesunde Wohnung leisten können“.

Als Folge der Energiekrise waren im Oktober 2023 laut NEA-Schätzungen zirka 6,3 Millionen britische Haushalte von „Energiearmut“ betroffen. Ein Jahr zuvor waren es noch 4,5 Millionen. 2023 zahlt ein britischer Durchschnittshaushalt 1.923 Pfund pro Jahr (2.205 Euro) für Energie. Konkret bedeutet das: Die Energierechnungen sind doppelt so hoch wie noch vor zwei Jahren.

In Verbindung mit schlechten Wohnverhältnissen und niedrigen Einkommen bedeutet dies, dass in Großbritannien mehr Menschen als je zuvor kaum oder gar nicht in der Lage sind, ihre Strom- und Heizkosten zu zahlen. Aus diesem Grund verschulden sie sich. Die Folgen sind dramatisch. Ohne einen warmen Raum, in dem sie Zeit mit ihrer Familie verbringen können, verbringen Kinder oft viele Stunden allein im Bett. Alternativ weichen sie auf öffentliche Orte wie Bibliotheken oder die Häuser von Freunden aus, um sich dort warm zu halten.

Manche Familien rationieren ihre Energie – und trennen sogar den Stromzähler freiwillig vom Netz. Zudem nutzen viele britische Familien einen Prepaid-Stromzähler. Das bedeutet, dass sie das Geld für die Energie im Voraus bezahlen müssen, indem sie ihr „Strom-Guthaben“ monatlich aufladen. Dabei müssen sie viel höhere Tarife hinnehmen als Kunden, die per Lastschrifteinzug zahlen. Wer seinen Prepaid-Zähler nicht aufladen kann, läuft Gefahr, in seiner Wohnung frierend im Dunklen zu sitzen. Mit diesem System können Energieanbieter Strom und Heizung einfach „abstellen“.