Skip to content

„NEMOS GARDEN“ IM MITTELMEER

„Endlich waren wir am Saum dieser Waldung angekommen, welche ohne Zweifel zu den schönsten der ungeheuern Besitzung des Kapitäns Nemo gehörte. Er sah sie als sein eigen an und übte über dieselbe die nämlichen Rechte, welche die ersten Menschen in den ersten Tagen der Welt hatten. Übrigens, wer hätte ihm den Besitz dieses unterseeischen Eigentums streitig gemacht? Dieser Wald bestand aus großen baumartigen Pflanzen, und sobald wir unter seine umfassenden Wölbungen kamen, fiel mir sogleich eine eigentümliche Beschaffenheit ihrer Gezweigs auf, wie ich sie bisher noch nicht beobachtet hatte” – so beschreibt Jules Verne ib seinem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer” die unterseeischen Wälder der fiktiven Insel Crespo.

Heute steht „Nemos Garden“ im Golf von Genua vor der italienischen Küste. In neun Unterwassergewächshäusern – Biosphären genannt – mit je 2.000 Litern Fassungsvermögen werden dort Basilikum, verschiedene Salatsorten, Tomaten, Zucchini, Bohnen, grüne Erbsen, Erdbeeren, Kräuter, Pilze und Blumen angebaut. In jeder der mit Ketten am Meeresboden verankerten und von Land aus mit Kameras und Sensoren überwachten Biosphäre können heute bis zu 90 unterschiedliche Pflanzenarten wachsen.

Die Idee zu diesem Unterwasser-Bauernhof hatte der Profitaucher und Hobbygärtner Sergio Gamberini 2012 nach einem Gespräch mit einem befreundeten Bauern während seines Urlaubs im 60 Kilometer von Genua entfernten Küstendorf Noli. Gamberini wollte Pflanzen unter Wasser in einem geschützten Lebensraum über die eigene Verdunstung bewässern. Der Taucher leitet die Ocean Reef Group, die seit 1950 Taucherausrüstung produziert und vertreibt. Ohne diese langjährige Expertise wäre das Projekt wohl kaum möglich gewesen: Zu den unterseeischen Anbaukapseln gelangt man nur mit Sauerstoffflasche und Taucheranzug.

Die Biosphären aus Acryl schweben in Tiefen von sechs bis zehn Metern und verfügen über Stufengitter, auf denen Taucher stehen und arbeiten. In den Biosphären kondensiert das Wasser an den Innenwänden, tropft nach unten ab und bewässert die Pflanzen während die konstante Meerestemperatur und der Sauerstoffreichtum ideale Wachstumsbedingungen schafft. Gamberinis Unterwassergärtner  haben inzwischen nicht nur erfolgreich eine Vielzahl von Nutzpflanzen geerntet, sondern auch festgestellt, dass die in dieser ungewöhnlichen Umgebung angebauten Pflanzen nährstoffreicher sind als Pflanzen aus traditionellem Anbau.

Die Landwirtschaft macht 70 Prozent des weltweiten Süßwasserverbrauchs aus, während „Nemos Garten” keine externen Wasserzuläufe braucht. Ein weiterer Vorteil des Unterwasser-Anbaus: Schädlinge fehlen völlig. Die vor Insekten geschützten Pflanzen wachsen ohne Pestizideinsatz, was „Nemos Garten” eine zu 100 Prozent biologische Produktion garantiert.