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Genossenschaftliche Erfolgsgeschichten: Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS)

Bildquelle: https://www.ews-schoenau.de/mobilitaet/autostrom/

Am 26. April 1986 um 01.23 Uhr – also vor genau 35 Jahren – explodiert der Reaktorblock 4 im Kernkraftwerk Tschernobyl. Die in die Erdatmosphäre gelangten radioaktiven Stoffe kontaminieren als Folge der Windverfrachtung viele europäischen Länder. Vor allem davon betroffen ist der Alpenraum. 1987 gibt es in Italien drei Volksabstimmungen. Als Reaktion auf diesen Störfall sprechen sich 80 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen die Kernenergie aus. Eine Katastrophe wird zum Weckruf: In Belgien und Deutschland entstehen erfolgreiche Bürgerenergieprojekte. Viele Menschen kündigen – nicht nur in Italien – dadurch ihren Konsens zugunsten der Kernenergie.

Die Entstehung der EWS

Zu diesen Gegenentwürfen gehört auch die genossenschaftlich geführten Elektrizitätswerke Schönau. Die EWS entstanden im Frühsommer 1986 aus einer Bürgerinitiative in Schönau im Schwarzwald (Deutschland). Nur wenige Wochen nach der Reaktorkatastrophe beschließen diese „Stromrebellen“, das lokale Verteilernetz zu übernehmen, um selbst zu entscheiden, woher ihr Strom kommt. Ein positives Votum des Stadtrates und eine Volksabstimmung gründe 1994 die Elektrizitätswerke Schönau und organisieren die lokale Stromversorgung mit erneuerbarer Energie.

Die Störfall-Kampagne

Zuvor muss dem früheren Verteiler KWR allerdings das Stromnetz abgekauft werden. KWR verlangt 8,7 Millionen DM, eine Spendenaktion finanziert vier Millionen DM. Die EWS kontaktieren die größten deutschen PR-Agenturen und fordern diese auf, kostenlos eine Kampagne zu entwickeln. Und tatsächlich sagen mehrere Agenturen zu. Den Zuschlag erhält die legendäre „Störfall-Kampagne“, die in Westdeutschland in allen Medien gestartet wird. Die „Stromrebellen“ erleben Unglaubliches: Umweltschutzverbände rufen zu Spenden auf, Zeitungen sponsern Anzeigen, bei Privatfeiern verzichtet man zugunsten von Spenden auf Geschenke. So dauert es nur wenige Monate, um das Geld zu sammeln.

1998 liberalisiert Deutschland seinen Strommarkt. Nun kann jeder Stromkunde selbst entscheiden, woher er seinen Strom bezieht. Die EWS bieten ihren Ökostrom sofort bundesweit an. Heute beliefern die von einer Genossenschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern kontrollierten Elektrizitätswerke Schönau 200.000 Haushalte und Businesskunden mit „grünem“ Strom aus erneuerbaren Energien. Diese kommt überwiegend von Wasserkraftwerken und Windparks in Skandinavien, Deutschland und Österreich. Die EWS sehen es als eine ihrer Hauptaufgaben an, „die Teilhabe von Menschen an Energieverteilung und Produktion voranzubringen, nicht nur in Schönau – sondern überall!“.