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Energiewende: Die Renaissance der Kohle

Ein Blick auf die Web-Seite der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ belegt den aktuellen Trend. Täglich werden dort die prozentualen Anteile der Energieträger bei der Stromerzeugung in Deutschland veröffentlicht. Der Brennstoff Kohle liegt überraschend oft auf dem ersten Platz. So stammten am 15. Dezember 40,5 Prozent (!) der deutschen Stromproduktion aus Kohlekraftwerken, 23,5 Prozent (!) lieferte fossiles Gas und lediglich 15,1 Prozent (!) wurden in Windparks produziert.

Mit anderen Worten: Die Kohle ist weiterhin das Rückgrat der deutschen Energieversorgung. In Nordrhein-Westfalen baggert der Konzern RWE nicht nur das Dorf Lützerath aus dem Weg, um Braunkohle abbauen zu können. Acht große Windräder müssen dort für den Tagebau weichen. Der Ausstieg aus der Braunkohle in Deutschland ist schließlich erst für das Jahr 2030 vereinbart. Auch in Großbritannien erlebt die Kohle eine Renaissance: Eigentlich will das Land bis 2024 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen. Aufgrund des Ukraine-Kriegs wies der britische Netzbetreiber National Grid im November drei Konzerne an, ihre Kohlekraftwerke für Notfälle in Bereitschaft zu halten: den Energieversorger Drax mit einer Anlage in Yorkshire, die beiden Kohlekraftwerke West Burton A des französischen Betreibers EDF und das Uniper-Kraftwerk Ratcliffe.

2021 verbrannte das ENEL in seinen Kraftwerken vier Millionen Tonnen Steinkohle. 2022 werden es acht Millionen Tonnen sein. Im Oktober 2022 wurden in Italien 21.108 Gigawattstunden Strom produziert und 1.665 Gigawattstunden (+ 56,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat) lieferten Kohlekraftwerke. Schwergewicht Kohle: In Europa gibt es (Stand: März 2022) 1.179 Kohlekraftwerke. Sieben der zehn klimaschädlichsten Kohlekraftwerke stehen laut der Denkfabrik Ember in Deutschland. 2021 waren Polen, das ebenfalls auf Kohle setzt, und Deutschland für 53 Prozent der Treibhausgas-Emissionen im EU-Stromsektor verantwortlich.