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Strompreis: Wer profitiert?

Wieviel bezahlen italienische Energiekonzerne wie ENI, Edison oder ENEL für Gasimporte? Laut den Berechnungen der Agenzia delle Dogane kostete fossiles Gas aus Algerien im Zeitraum Oktober-Dezember 2021 23 Euro pro Megawattstunde (MWh), Gas aus Aserbaidschan 67 Euro, Gas aus Russland 54 Euro und das mit Tankschiffen importierte Flüssiggas 48 Euro. Mit einer Gewichtung von 44 Prozent pro Megawattstunde (Wasserkraft: 16,4 Prozent, Fotovoltaik: 7,7 Prozent, Windkraft: 6,3 Prozent, Biomasse: 6,2 Prozent, Kohle: 5 Prozent, Erdölprodukte: 4 Prozent, Geothermie: 1,8 Prozent, Kernkraft: 8,6 Prozent) war fossiles Gas 2021 im geschützten Grundversorgungsdienst die wichtigste und teuerste Komponente bei der Kalkulation des Strompreise. Der Strompreis für Haushaltskunden im ersten Trimester 2022 war mit 96 Euro pro MWh war deutlich höher. Die Regulierungsbehörde ARERA berechnet diesen auf der Grundlage der oben genannten Importkosten im Grundversorgungsdienst.

Warum ist das so?

Die Antworten: Spekulative Termingeschäfte an der Amsterdamer Leitbörse für den Handel mit fossilem Gas lassen die Preise steigen. Das in allen EU-Länder angewandte Order-Merit-System führt unweigerlich dazu, dass der Gaspreis den Strompreis bestimmt. Besser wären natürlich die deutlich niedrigeren Produktionskosten für erneuerbare Energie. Der Börsenhandel lebt von Kauf- und Verkaufsverträgen. Hier erfolgt die Lieferung der Ware und die Zahlung des vereinbarten Preises zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft. Dabei handelt es sich um Wetten auf den Gaspreis in einem vertraglich fixierten Zeitraum (in der Regel drei Monate). Wenn erwartet wird, dass der Preis fällt, wird verkauft. Wenn erwartet wird, dass er steigt (wie vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs), kaufen die Händler ein und die Ware Gas wird im Börsenhandel automatisch teurer.

Energieunternehmen machen also enorme Gewinne. Die Preise für fossile Brennstoffe, die sie schon zu einem früheren Zeitpunkt zu viel niedrigeren Preisen eingekauft hatten, sind enorm angestiegen. Kurz gesagt: Der Kunde zahlt – und die Energiekonzerne verdienen viel Geld. ENEL erzielte im ersten Quartal 2022 einen Umsatzanstieg von 18 Milliarden (2021) auf 34 Milliarden Euro (Gewinn vor Steuern: 2,3 Milliarden). Im ersten Quartal 2022 verdoppelte Eni den Umsatz auf 32 Milliarden Euro (Ertrag: 5,2 Milliarden). Bei Edison wuchs der Ertrag in diesem Zeitraum von 2,1 Milliarden auf 7,1 Milliarden Euro.

Deshalb hat der Staat auf Zusatzgewinne im Zeitraum 1. Oktober 2021 bis 30. April 2022 (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) auf der Grundlage der IVA-Einzahlungen eine zusätzliche Steuer von 25 Prozent erhoben – und möchte damit elf Milliarden Euro einnehmen. Rekurse der Energieunternehmen gegen diese Maßnahme hat die Verwaltungsgerichtsbarkeit inzwischen zurückgewiesen. Die Regierung Meloni will die umstrittene Extraprofitti-Steuer – diesmal auf der Grundlage der bilanztechnisch ausgewiesenen Gewinne – jetzt auf 33 Prozent erhöhen.