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Energie und Umweltschutz: Das „zweite Leben“ für PV-Module

Die europäische Solarindustrie hat in den vergangenen Jahren ein beispielloses Wachstum erlebt – und muss sich jetzt der Herausforderung stellen, was zu tun ist, wenn PV-Anlagen in naher Zukunft das Ende ihres Lebenszyklus erreichen. Wenn man bedenkt, dass die ersten PV-Systeme in Europa in den frühen 2000er Jahren installiert wurden und man von einer 20-jährigen Lebensdauer von PV-Modulen ausgeht, ist schon heute absehbar, dass die Abfallströme aus der Solarenergie noch vor 2030 beträchtlich sein werden. Nach der Stilllegung von PV-Anlagen ist es laut einer Studie des Branchenverbands SolarPower Europe möglich, die Lebensdauer von PV-Paneelen zu verlängern, auch wenn das Recycling von Einzelkomponenten immer noch die Standardstrategie für die Entsorgung stillgelegter PV-Paneele ist. SolarPower Europe hat Vorschläge für ein „End-of-Life-Management“ entwickelt. Demnach könnten in den nächsten Jahren mehr als 50 Prozent der gebrauchten PV-Paneele, die als „Abfall“ gelten, wiederverwendet werden, da sie immer noch funktionstüchtig sind.

PV-Paneele werden von der Solarindustrie als Abfall betrachtet, wenn die Leistung unter ein garantiertes Niveau fällt. Wenn ein PV-Paneel das Ende seiner natürlichen technischen Lebensdauer erreicht (nach mindestens 25 Betriebsjahren), verfügt es schätzungsweise noch über etwa 80 Prozent seiner ursprünglichen Stromerzeugungskapazität, die genutzt werden könnte, wenn man dem Modul ein verlängertes oder zweites Leben gäbe. Derzeit erlebt die PV-Industrie einen beispiellosen Anstieg der Modernisierungs- und Repowering-Aktivitäten, die darauf abzielen, die Leistung bestehender Anlagen durch den Austausch alter PV-Module zu verbessern. Dies trägt dazu bei, dass immer mehr Module vor dem Ende ihrer natürlichen Lebensdauer früher als geplant außer Betrieb genommen werden.

Der vorzeitige Austausch von PV-Paneelen bietet neue Möglichkeiten zur Optimierung bestehender Anlagen, ohne dass neue Flächen benötigt werden. Gleichzeitig stellt er aber eine große Herausforderung für Wartungsdienstleistende sowie Abfallkonsortien und Recycelnde dar. Ist das Recycling – etwa von Solarsilizium, Silber oder Glas – die einzige Option oder ist ein „zweites Leben“ möglich?

Stillgelegte PV-Paneele – so die Antwort von SolarPower Europe – sollten nur dann die Recyclingphase erreichen, wenn sie nicht mehr einsatzbereit oder für den Second-Hand-Gerbrauch nicht geeignet sind. Ein „zweites Leben“ könnte bei der Stromerzeugung für E-Bikes, in Bewässerungsanlagen, in Carports oder in Stromspeicherungssystemen beginnen. Dazu braucht es allerdings ein Abfallmanagement für PV-Anlagen mit technischen Checks und Reparaturen sowie neue Update- und Upgrade-Verfahren durch die jeweiligen Herstellfirmen.

In einem dreijährigen Projekt befasst sich auch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Baden-Württemberg mit der Reparatur und Wiederverwendung von PV-Modulen. Demnach seien bei einem Großteil der Module auch nach mehr als 20 Jahren Betriebszeit kaum Leistungsdegradationen zu sehen, insbesondere bei Standorten mit gemäßigtem Klima wie Mitteleuropa. Nach Erfahrungen des Projektpartners „2nd Life Solar“ seien derzeit noch rund 70 Prozent (!) der aussortierten PV-Paneele direkt betriebsfähig.

Hier geht’s zur Studie von Solar Power.