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DA CAPO? DONALD TRUMP UND DER KLIMASCHUTZ

Der Unterschied könnte wohl kaum größer sein: Großbritanniens Labour-Regierung fördert umweltfreundliche Energie – und will fossiles Erdgas und Erdöl bei der Erzeugung von elektrischer Energie durch Offshore-Windparks in der Nordsee ersetzen. Ein Grund: Die Gasförderung in den britischen Hoheitsgewässern fiel von einem Höchststand von 126 TWh im Jahr 2000 auf 42 TWh im Jahr 2022. Die nachgewiesenen Gasreserven des Vereinigten Königreichs in der Nordsee betragen heute nur noch 19 Prozent des Wertes von 1997. Donald Trump, der am 20. Januar als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt wurde, sieht das ganz anders: „Öffnet die Nordsee. Schafft die Windräder ab”, schrieb er – nachdem der US-Ölkonzern Apache seinen Rückzug aus der Region angekündigt hatte – auf seiner Online-Plattform Truth Social.

Geöffnet werden soll das Meer vor allem für US-Firmen, denn die britische Regierung will in ihren Gewässern keine neuen Lizenzen für die Förderung von Öl und Gas vergeben. Die Deutschen, so Trump, machten den gleichen Fehler: „Sie haben überall Windräder aufgestellt, und der Wind weht nicht so stark. Und wenn sie diesen Prozess fortgesetzt hätten, wäre Deutschland jetzt pleite”.

Welche Folgen hat diese Amtsübernahme für den internationalen Klimaschutz? Good News aus dem Weißen Haus werden in diesem Politikbereich in den kommenden Monaten wohl eher ausbleiben. Schließlich verließen die USA in Trumps erster Amtszeit das Pariser Klimaabkommen – und kehrten erst nach dem Amtsantritt von Joe Biden zur internationalen Klimadiplomatie zurück. Die erste Trump-Administration entfernte oder entschärfte Vorschriften zur Verringerung der Umweltverschmutzung durch fossile Brennstoffe. Mehr als 100 Gesetze und Regelungen verschwanden. In Naturschutzgebieten durften Firmen wieder nach Öl und Gas bohren und Schadstoffe wie Flugasche aus der Kohleverbrennung waren plötzlich nicht mehr gefährlich. Jetzt will der neue Präsident die „amerikanische Energie-Herrschaft” wiederherstellen. Im Wahlkampf forderte er mit dem Slogan „Drill, Baby, drill” einen ungebremsten Ausbau der Öl- und Gasförderung auf dem US-amerikanischen Hoheitsgebiet. Es ist daher kein Zufall, dass der Präsident ausgerechnet den CEO des zweitgrößten US-Fracking-Unternehmens Liberty Energy, Chris Wright, als neuen Energieminister nominierte.

Das so genannte Hydraulic Fracturing, kurz Fracking, wird seit 2005 in den USA, Kanada, Argentinien, Australien, China und Russland eingesetzt. Mit Fracking werden Öl- und Gas-Vorkommen erschlossen, die in Gesteinsschichten eingeschlossen sind und mit anderen Methoden schwer bis gar nicht förderbar sind. Beim Fracking wird mit Sand und Chemikalien versetztes Bohrwasser unter hohem Druck in die Erde gepresst. Als Chemikalien werden der Frackingflüssigkeit Säuren, Biozide und Stoffe beigemischt. Die Stoffe sind teilweise gesundheitsgefährdend, ätzend und auch giftig.

Trumps Engagement für fossile Brennstoffe zeigt Wirkung: Blackrock – der weltweit größte Vermögensverwalter – verließ nach dem Jahreswechsel die Klimaallianz „Net Zero Asset Managers Initiative“ (NZAMI. Die Mitglieder von NZAMI haben sich verpflichtet, das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 oder früher aktiv zu unterstützen und mit ihren Anlagestrategien einen Beitrag zu leisten, um die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen. Der „Net Zero Asset Managers Initiative“ gehören mehr als 325 Finanzunternehmen an, die zirka 58 Billionen Dollar verwalten. Blackrock allen betreut Vermögen in Höhe von etwa 11,5 Billionen Dollar.

Kann Donald Trump die Uhren zurückdrehen? Ob er den von der Biden-Administration entwickelten Inflation Reduction Act (IRD)– ein umfangreiches Förderpaket für den Kauf von Elektroautos und den Bau von Batteriefabriken, für die Wärmedämmung und die Elektrifizierung von Häusern sowie für Klimaschutzmaßnahmen in Unternehmen –zurücknehmen oder verwässern wird, ist noch völlig unklar. Bisher sind die aus dem Bundeshaushalt finanzierten IRD-Gelder zugunster „grüner” Energie vor allem in Wahlkreise und Bundesstaaten geflossen, die von Trumps Republikanern regiert werden. Angesichts von mindestens 354 angekündigten Projekten für erneuerbare Energien in 40 Bundesstaaten und Investitionen von über mehr als 265 Milliarden US-Dollar, die auch von Ölkonzernen wie Exxon und Chevron bei der Erzeugung von Wasserstoff in Anspruch genommen werden, sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Kongress diese Steuergutschriften vollständig aufhebt, vermutet zumindest die einflussreiche Umwelt-Denkfabrik World Ressource Institute mit Sitz in Washington.

In den USA werden heute mehr Wärmepumpen installiert als Gasheizungen und im konservativen mittleren Westen boomt die Solarenergie. Der Verbrauch von Gas und Kohle werde in Zukunft stagnieren oder weiter zurückgehen, prognostizierte das US-Energieministerium in diesem Januar: „Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr 26 Gigawatt (GW) und 2026 dann 22 GW neue Solarkapazität im US-amerikanischen Stromsektor hinzukommen werden. Wir erwarten daher, dass die US-amerikanische Solarstromerzeugung 2025 um 34 Prozent und 2026 um 17 Prozent ansteigen wird. Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien wird dazu führen, dass die Stromerzeugung aus Erdgas 2025 um drei Prozent und 2026 um ein Prozent sinken wird. Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken verringert sich 2025 um ein Prozent”.