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Biodiversität: das Monitoring in Südtirol

2019 begannen Forscherinnen und Forscher am Institut für Alpine Umwelt bei Eurac Research im Auftrag der Südtiroler Landesregierung mit einem aufwändigen landesweiten Biodiversitätsmonitoring. Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt der Arten in einem Gebiet, die genetische Vielfalt innerhalb von Arten sowie die Lebensraum- und Ökosystemvielfalt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen in Südtirol 320 Standorte – von Wiesen und Weiden, Äckern und Dauerkulturen sowie Siedlungsgebieten und Wäldern über Feuchtlebensräumen, bis hin zu alpinen Lebensräumen. 2021 startete das aquatische Monitoring mit 120 Fließgewässerstandorten in allen Höhenstufen.

Das Monitoring

Im Fokus der Fachleute stehen im terrestrischen Monitoring Gefäßpflanzen, Vögel, Fledermäuse, Tagfalter, Heuschrecken, Moose und verschiedene Bodenorganismen. Der erste Erhebungszyklus dauert fünf Jahre. Die Untersuchungen werden an denselben Punkten wiederholt, um Veränderungen in der Artenvielfalt festzustellen und daraus Tendenzen und Trends ableiten zu können. Die ersten Ergebnisse liegen vor und können hier eingesehen werden. Sicher ist: Je mehr Lebensräume es in einer Kulturlandschaft gibt, desto mehr Tier- und Pflanzenarten kommen dort vor. Besonders gut lässt sich diese in den Obstbaugebieten beobachten. Ein Bauernhof mit Gärten und einzelnen hochstämmigen Obstbäumen verfügt demnach über eine große Lebensraumvielfalt mit besonders vielen Tagfaltern und Vögeln. Apropos Biodiversität: Die Südtiroler Initiative Baumgart setzt sich für die artenreichen Streuobstwiesen ein. Sie wurde dafür 2023 von der italienischen Umweltorganisation Legambiente ausgezeichnet.

Die biologische Vielfalt und die Leistungen der Ökosysteme sind für das Überleben der Menschheit essenziell. Dennoch ist der Druck auf Lebensräume und Arten enorm.

Das Bild ist düster

Der jüngste Bericht des Weltbiodiversitätsrat IPBES, der im März 2019 in Paris vorgestellt wurde, zeichnet jedenfalls ein düsteres Bild. Demnach sind bis zu einer Million Arten vom Aussterben bedroht. Die Hälfte der lebenden Korallen ist seit 1870 verschwunden, die weltweite Waldfläche beträgt nur noch 68 Prozent im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, 75 Prozent der Landoberfläche und 66 Prozent der Meeresfläche wurden durch menschlichen Einfluss verändert und über 85 Prozent der Feuchtgebiete sind in den vergangenen 300 Jahren verloren gegangen. Das ist – leider – der Stand der Dinge.

IPBES ist ein unabhängiges zwischenstaatliches Gremium, dem über 130 Mitgliedsregierungen an- gehören. IPBES Der Der Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist ein zwischenstaatliches Gremium. Er hat die Aufgabe, die Politik zum Thema biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen wissenschaftlich zu beraten. IPBES gibt es seit 2012. Der Sitz des Sekretariats befindet sich in Bonn. Aktuell sind 137 Staaten IPBES-Mitglieder. Der Weltbiodiversitätsrat sammelt weltweit wissenschaftliche Daten, analysiert diese und zeigt konkrete politische Handlungsmöglichkeiten zum Schutz der biologischen Vielfalt auf. Der Rat führt aber keine eigenen Forschungsarbeiten durch. Seine Kernaufgabe ist die Erstellung von Berichten durch externe Fachleute über den Zustand der biologischen Vielfalt und der Leistungen, die Ökosysteme für die Menschen erbringen.