E-MOBILITÄT: die Superbatterie

Erneuerbare Energien sind nicht auf Knopfdruck verfügbar: Wenn im Winter die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, herrscht eine – in Europa eher selten vorkommende – „Dunkelflaute“. Wie kann man das Problem der mangelnden Verfügbarkeit und der aufwändigen Speicherung von „grüner“ Energie lösen? Ein Weg ist sicher der Bau von neuen Stromtrassen, die erneuerbare Energie, die in einer Region im Überfluss vorhanden ist, dahin bringt, wo Wind und Sonne „pausieren“ und Wasserkraft die Versorgungslücke nicht füllen kann. Möglich ist auch die Nutzung von Stauseen als natürliche Stromspeicher.

Eine innovative Lösung wäre die Lastenverschiebung im Bereich der E-Mobilität. Eine mittelgroße E-Auto-Batterie hat eine Kapazität von etwa 60 Kilowattstunden, was dem Wochenverbrauch eines Mehrpersonenhaushaltes entspricht. Die E-Auto-Flotte ist daher eine Schwarmbatterie, die – wenn die geparkten Autos an das Stromnetz angeschlossen sind und dringend „grüne“ Energie für die Netzwerkstabilität gebraucht wird – angezapft werden kann, ohne dass der Autofahrer etwas merkt. Zumindest auf einige klimaschädliche Kohle- oder Gaskraftwerke – und auch die Intensivierung des Abbaus von Braunkohle – könnte man dann bedenkenlos verzichten. Erneuerbaren Überschussstrom kann man natürlich auch in „grünen“ Wasserstoff umwandeln und speichern. Dies leider nur mit Leistungsverlusten. Fazit: Wir müssen uns nicht vor der „Dunkelflaute“ fürchten, wenn wir die Energiesysteme konsequent umbauen.

ÖTZI LIGHT CHALLENGE – die Ergebnisse

Im Dezember startete die Ötzi Light Challenge. Haushaltskunden, die ihren Stromverbrauch vom 1. bis zum 31. Dezember 2022 im Vergleich zum Dezember 2021 um mindestens zehn Prozent reduziert haben, erhalten von uns eine Prämie in der Höhe von 30 Euro. Die gute Nachricht: 280 Ötzi-Mitglieder haben sich an der Aktion beteiligt und 169 (!) erreichten das von der Light Challenge vorgegebene Sparziel. Diesen wird ihr „Gewinn“ in drei Raten zu jeweils zehn Euro von den Stromrechnungen für die Monate Dezember, Januar und Februar abgezogen. Wir gratulieren!!

Übrigens: Strom sparen könnt ihr überall. In der Küche, beim Waschen und Trocknen, bei der Beleuchtung sowie im Homeoffice. Kleine Verhaltensänderungen sind schon ausreichend. Ein Drittel des Stromverbrauchs in unseren Wohnungen entfallen auf Unterhaltungselektronik wie Fernseher, Computer oder Spielekonsolen. Es gibt aber auch andere „Stromfresser“ wie alte Waschmaschinen, Kühlschränke und Gefriergeräte. Nicht vergessen: Wir können etwas tun!

Erneuerbare Energie: täglich neu – der Stand der Dinge

Wie viel erneuerbare Energie wird in Italien täglich erzeugt – und wieviel davon liefern Wasserkraft, Wind, Sonne, Geothermie oder Biomasse? Die täglich im Zweistundentakt aktualisierten Daten des italienischen Netzbetreibers Terna findet ihr – in Echtzeit – unter diesem Link. Ein Beispiel: Am 26. Januar (Stand 14 Uhr) wurden in Italien 161,9 Gigawattstunden (GWh) Strom aus erneuerbaren Quellen produziert. Wichtigster „grüner“ Energieträger war an diesem Tag die Wasserkraft (41,6 GWh), gefolgt von der Windenergie (40,5 GWh), der Photovoltaik (33,7 GWh), der Biomasse (33,7 GWh) und der Erdwärme (9,3 GWh). Eine vergleichbares Serviceangebot gibt es in Niederösterreich unter diesem Link.

Agro-Photovoltaik: Das Projekt SYMBIOSYST

Äpfel, Wein, Milch – und erneuerbare Energie. SYMBIOSYST will Photovoltaik und Landwirtschaft mit neuen Strategien und innovativen technologischen Lösungen verbinden. Eurac research koordiniert das europäische Forschungsvorhaben. Dabei geht es um die Entwicklung von speziellen PV-Modulen. Diese nutzt man für den Einsatz auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, Befestigungsstrukturen sowie neue Betriebs- und Managementverfahren für verschiedene Klimazonen. Die im Rahmen von SYMBIOSYST europaweit entwickelten Produkte und Dienstleistungen werden in Musteranlagen für Agro-Photovoltaik-Systeme in vier landwirtschaftlichen Szenarien getestet und angewendet. Damit will das Projekt die Wettbewerbsfähigkeit der Agro-Photovoltaik in Europa zu steigern und deren Auswirkungen auf Umwelt und Landschaft minimieren. In Südtirol wird der italienische Projektpartner EF Solare eine Demonstrationsanlage mit innovativen Technologien für die Bewässerung und den Schutz vor Hagel und Frost errichten. Zudem sollen Daten über die Strom- und Agrarproduktion die zur Definition von Leitlinien für den Bau nachhaltiger landwirtschaftlicher Photovoltaik-Anlagen dienen sollen. Auch Daten über die Umweltbelastung helfen dabei.

Werden Bauern zu Energieproduzenten? ENEL Green Power hat inzwischen erste Daten aus den eigenen drei bis sechs Hektar großen Versuchsanlagen veröffentlicht. Diese Anlagen befinden sich in Spanien und Griechenland. Demnach konnte die Produktion von Kräutern und Gemüse auf den Feldern, auf denen drei Meter hohe PV-Module montiert wurden, um 20 bis zu 60 Prozent gesteigert und der Wasserverbrauch bis zu 20 Prozent gesenkt werden. Die erste Agro-PV-Anlage zur Produktion von Futtermitteln und Safran will ENEL Green Power im Juni in Umbrien eröffnen.

Planspiele in Afrika

Italiens neuer „Piano Mattei per l’Africa“. Giorgia Meloni reiste nach Algerien. Dort kündigte sie an, Italien zu einem europäischen Knotenpunkt für Energielieferungen aus dem afrikanischen Kontinent machen zu wollen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist Algerien der wichtigste Gaslieferant für Italien. Das Land hat 1987 seine Gasfelder eröffnet und diese in den Folgejahren die Transmed-Pipeline erweitert. Diese ist heute direkt mit der Poebene verbunden.

Die To-Do-Liste der Energiekonzerne ENI (Italien) und Sonatrach (Algerien) ist durchaus ambitioniert. Sie wollen in den kommenden Jahren die Lieferung von fossilem Gas aus der algerischen Wüste potenzieren. Zudem ist auch eine Pipelineverbindung für den Transport von „grünem“ Wasserstoff geplant. Die Energie aus den Solarkraftwerden soll diesen Wasserstoff produzieren. In den kommenden Monaten will die italienische Regierung die Kontakte mit weiteren afrikanischen Energiexporteuren intensivieren. Der Kontakt zu Libyen, Ägypten, Marokko oder Nigeria soll ausgebaut werden. Kurz gesagt: Das Land verschiebt die Lieferketten für Energieeinfuhren von einer West-Ost- auf eine Nord-Süd-Achse und bezieht sich gleichzeitig auf das Erbe des legendären ENI-Gründers Enrico Mattei.

Eine bessere Visitenkarte ist in Nordafrika wohl kaum vorstellbar. Mattei, nach dem in Algier ein – von Giorgia Meloni während ihres Aufenthalts besuchter – Park benannt ist, bot den afrikanischen Öl- und Gasförderländern Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre überaus vorteilhafte Bedingungen an – und schuf damit eine Alternative zur Geschäftspolitik der multinationalen Energiekonzerne Exxon, Mobil, Texaco, Standard Oil of California, Gulf Oil, Royal Dutch Shell und British Petroleum. Laut Mattei betrachteten diese Unternehmen die globalen Energiemärkte als „Jagdrevier für ihre Monopolpolitik“. Der ENI-Präsident garantierte den afrikanischen Staaten 75 Prozent der mit ihren Rohstoffen erzielten Gewinne und hob die damit bis dahin geltende 50:50-Aufteilung zwischen Ölgesellschaften und Förderländern auf. Die Zukunft wird zeigen, ob die italienische Regierung den antikolonialistischen Ansatz des ENI-Generals fortsetzt, der politische Parteien einmal als „Taxi“ beschrieben hatte: „Ich steige ein, ich zahle und wenn ich einmal an meinem Ziel angekommen bin, steige ich wieder aus“.