Freier Markt vs. Geschützter Markt

Seit dem 1. Juli 2007 ist der Energiemarkt in Italien liberalisiert. Das bedeutet, dass alle Kunden frei entscheiden können, von welchem Lieferanten und zu welchen Bedingungen sie den Strom einkaufen wollen. Seitdem ist der Strommarkt in zwei große Bereiche aufgeteilt: Im geschützten Grundversorgungsdienst (für Haushaltskunden und kleine Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten und einem Jahresumsatz unter 10 Millionen Euro) legt die Aufsichtsbehörde ARERA die Lieferungsbedingungen – und damit auch den Strompreis – verbindlich fest. Diese Kunden beziehen ihren Strom vom so genannten Acquirente Unico, der die elektrische Energie für den geschützten Grundversorgungsdienst auf dem nationalen und internationalen Strommarkt einkauft. Die lokalen oder regionalen Verteilerbetreibe leiten diese Energie durch ihre Netze zu den Kunden und stellen die Stromrechnungen aus. Auf dem freien Markt kaufen Kunden Strom ein, die ihren Stromhändler selbst ausgewählt haben. In diesem Fall werden die Lieferungsbedingungen von den Vertragsparteien vereinbart.

 

Am 1. Januar hat in Italien der Übergang vom geschützten Grundversorgungsdienst zum freien Markt begonnen. Kleine Unternehmen wurden aufgefordert, sich nach einer sechsmonatigen Übergangszeit bis zum 30. Juni 2021 für einen Stromversorger auf dem freien Markt entscheiden. Wenn diese Entscheidung nicht getroffen wurde, werden diese Betriebe automatisch einem regionalen Verteilerbetrieb zugeteilt. Für Privathaushalte und Kleinstunternehmer endet der geschützte Grundversorgungsdienst am 31. Dezember 2023.

SAVE THE DATE: EU Sustainable Energy Week (25. – 29. Oktober)

Die EU Sustainable Energy Week findet in diesem Jahr vom 25. bis 29. Oktober statt und steht unter dem Motto „Towards 2030: Reshaping the European Energy System“. Im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltungsreihe vollständig digitalisiert und kann auch in diesem Jahr online besucht werden. Die EU Sustainable Energy Week (EUSEW) umfasst eine dreitägige digitale Konferenz, die Verleihung der EUSEW-Preise, den zweiten Europäischen Jugend-Energietag sowie Videokonferenzen, virtuelle Infostände und andere Netzwerkaktivitäten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben Zugang zu einem Online-Rahmenprogramm und zu den Sustainable Energy Days, die europaweit stattfinden. Link: EU Sustainable Energy Week

Weltklimarat: Warnruf der Wissenschaft

Die Zeit läuft uns davon: Im August hat der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) den ersten Band des sechsten IPCC-Sachstandsberichts (AR6) zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels veröffentlicht. An diesem wegweisenden Papier haben 740 Fachleute aus 90 Ländern mehrere Jahre lang gearbeitet.

 

Der IPCC-Bericht belegt eindeutig, dass der Mensch das Weltklima in einen Zustand versetzt hat, wie er in der Geschichte der Menschheit noch nie aufgetreten ist. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist sogar so hoch wie schon seit zwei Millionen Jahren nicht mehr. Hervorgehoben wird auch die beispiellose Geschwindigkeit, mit denen diese Veränderungen voranschreiten. So gab es in den letzten 2000 Jahren keine so schnellen globalen Temperaturerhöhungen wie aktuell und die Konzentration der Treibhausgase CO2 und Methan steigt seit 1850 schneller an als jemals zuvor in den vergangenen 800 000 Jahren.

 

Schon bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad werden ungewöhnliche Hitzewellen sowie Starkregenereignisse und Überschwemmungen in Europa und vielen weiteren Regionen der Welt deutlich häufiger auftreten als in der Vergangenheit. Außerdem können bei einer noch stärkeren globaler Erwärmung katastrophale Ereignisse mit unabsehbaren Folgen nicht ausgeschlossen werden. Hierzu zählen starke Änderungen in der räumlichen Verteilung von Niederschlagsmustern sowie der Zusammenbruch der großen Eisschilde der Arktis und Antarktis, was einen weltweiten Meeresspiegelanstieg um mehrere Meter verursachen würde.

 

Um die Pariser Klimaziele noch erreichen zu können, müssen laut IPCC die weltweiten Treibhausgasemissionen ab den 2020er Jahren sinken und das bedeutet: ab sofort. Im Jahr 2050 müssen die globalen CO2-Emissionen sogar Null erreichen. Hierfür sind weltweit ambitionierte Emissionsminderungen notwendig. Gleichzeitig geht der IPCC davon aus, dass zusätzlich zu diesen Minderungen CO2 spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts aus der Atmosphäre entfernt werden muss, um die Klimaziele zu erreichen.

 

Seit seiner Gründung hat der Weltklimarat fünf Sachstandsberichte (Assessment Reports) veröffentlicht. Die übrigen zwei Bände des Sechsten Sachstandsberichts (AR6) erscheinen im Februar und März 2022. Sie informieren über den weltweiten Kenntnisstand zu Risiken und Folgen des Klimawandels für Menschen und Ökosysteme, die Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel und über Optionen zu dessen Minderung.

 

Der Weltklimarat wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatlicher Ausschuss gegründet. In seinem Auftrag tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand zum Klimawandel zusammen. Der IPCC liefert Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen der Politik, ohne jedoch politische Handlungsempfehlungen zu geben.

 

Die Ausgewogenheit, Verlässlichkeit und Vollständigkeit der Berichte wird durch detaillierte Verfahrensregeln mit einem mehrstufigen Begutachtungsverfahren und weltweite Expertenbeteiligung gewährleistet. Regierungsvertreterinnen und Regierungsvertreter der derzeit 195 Mitgliedsstaaten von UNEP oder WMO können die Entwürfe der IPCC-Berichte vor deren Veröffentlichung kommentieren und stimmen den Berichten formell zu.